18.06.2019

Türkei: Schule und Sport für ein Zusammenleben von Syrern und Einheimischen

Zum Weltflüchtlingstag: Syrische und türkische Jugendliche lernen sich in den Aufnahmeregionen der Türkei immer besser kennen. Durch gemeinsame Aktivitäten in der Schule und in der Freizeit.

Kein anderes Land hat seit 2011 mehr Flüchtlinge aufgenommen als die Türkei. Knapp 3,6 Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch des Konflikts in Syrien über die Grenze dorthin geflohen. Eine Herausforderung für das Land, aber auch für die Menschen auf der Flucht. Davon sind knapp eine Million Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter. Überfüllte Klassenzimmer und überforderte Lehrerinnen und Lehrer waren die Folge.

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH arbeitet in der Türkei unter anderem dafür, Bildungschancen für syrische und türkische Kinder und Jugendliche in den Aufnahmeregionen zu erhöhen. Im Auftrag des BMZ koordiniert sie dafür gemeinsame Projekte mit dem türkischen Bildungsministerium.

Bessere Bildung braucht angemessene Ausstattung. 57 Schulen wurden seit 2016 modernisiert oder ausgebaut. Ausreichend Platz und notwendiges Schulmobiliar sorgen dafür, dass syrische wie türkische Kinder am regulären Unterricht teilnehmen können. Über 1.000 Lehrkräfte haben zudem Seminare besucht, um mit den interkulturellen Verschiedenheiten in ihren Klassen angemessen umgehen zu können. Zusätzlicher Sprach- und Förderunterricht erleichtert es den syrischen Kindern, versäumte Schuljahre nachzuarbeiten und Türkisch zu lernen. Insgesamt profitieren über 75.000 Schülerinnen und Schüler von den verbesserten Bildungsangeboten, die Hälfte von ihnen sind Mädchen.

Zudem lernen sich die Jugendlichen außerhalb der Schule besser kennen. Foto-Workshops oder Fußball spielen – gemeinsame Freizeitaktivitäten schaffen ein vertrauensvolles Miteinander. Entsprechende Kultur-und Sport-Angebote bietet die GIZ zusammen mit türkischen Kommunen und NGOs, dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Goethe-Institut an. Dabei nutzt das Projekt das große Potenzial von Freiwilligen: Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter mobilisieren und bilden türkische und syrische Jugendliche zu Vermittlerinnen und Vermittlern zwischen den Kulturen aus. Diese Freiwilligen entwickeln eigenständig weitere soziale Aktivitäten. Über 160.000 Kinder und Jugendliche haben an den Angeboten teilgenommen. Im Frühjahr 2019 gab es zudem erstmals ein Dialogprojekt, in dem sich junge syrische und türkische Erwachsene darüber austauschten, wie sie sich ihr gemeinsames Zusammenleben vorstellen.

Rawan ist eine dieser Vermittlerinnen. Als Jugendliche floh sie aus Idlib ins türkische Kilis. Vier Jahre lang lebte sie dort in einem Flüchtlingslager. Mit ihrem Engagement will die heute 21-Jährige das Selbstbewusstsein der geflohenen Jugendlichen stärken: „Ich möchte sie darin bestärken, offen für neue Kontakte zu sein, die durch gemeinsame Interessen bestehen. So können die Jugendlichen eine Zukunft mitgestalten, in der sie gerne leben wollen.“