17.12.2021
„Immer mehr Mitarbeiter*innen outen sich“
Machismo, Homophobie, offene Gewalt: Diskriminierung von Minderheiten ist auch in Mexiko ein großes Problem. Wie schafft man hier ein Arbeitsumfeld, in dem alle Mitarbeiter*innen sich sicher fühlen? Myriam Arroyo, HR-Koordinatorin der GIZ Mexiko, hat Antworten darauf.
Myriam Arroyo, HR-Koodinatorin GIZ Mexiko
Mexiko-Stadt
Diskriminierung in Mexiko unterliegt einem Stadt-Land-Gefälle: Hier in Mexiko-Stadt, wo sich unser GIZ-Büro befindet, sind die Menschen in der Regel offen und liberal. In ländlicheren Gegenden sieht das oft leider anders aus: Benachteiligung ist ein großes Problem, vor allem weil eine gewisse männliche Überlegenheit („Machismo“) noch fest in den Köpfen der Menschen verankert ist. Oft kommt es zu sexueller Belästigung und auch massiver Gewalt gegen Frauen, selbst auf offener Straße. Auch andere Minderheiten wie Mitglieder der Queer-Bewegung oder Menschen mit Behinderung werden ausgegrenzt. Daher macht sich die GIZ Mexiko stark für Gleichberechtigung, Toleranz und Anti-Diskriminierung.
Das ist nicht nur Teil unserer Unternehmensphilosophie, wir möchten auch mit gutem Beispiel vorangehen und ein Zeichen setzen. Am Weltfrauentag im März haben wir zum Beispiel den nationalen Streik der Frauen unterstützt. Unsere Führungsebene besteht aus Frauen (52 Prozent) und Männern (48 Prozent) zu nahezu gleichen Teilen. Zum Schutz unserer Mitarbeiter*innen haben wir verbindliche Richtlinien gegen sexuelle Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz entwickelt und extra Berater*innen dafür ausgebildet.
Auch die Inklusion von Menschen mit Behinderung ist uns wichtig. Um unsere Mitarbeiter*innen zu sensibilisieren, haben wir eine breit angelegte Kampagne organisiert. Dazu gehörte ein Abendessen im Dunkeln mit blinden Personen– für viele Mitarbeiter*innen ein sehr bewegendes Erlebnis. Durch die Kampagne konnten wir alle mehr Dankbarkeit und Empathie entwickeln.
Gerade haben wir uns in einem aufwändigen Prozess von der Stiftung Human Rights Campaign als LGTB-freundliches Unternehmen zertifizieren lassen. Damit wollen wir zeigen, dass alle Menschen bei uns willkommen sind und sich in der GIZ sicher fühlen können. Just Anfang Dezember ist die GIZ Mexiko im Rahmen dessen als bester LGBT-Arbeitgeber („Best Place to Work for LGBTQ Equality“) ausgezeichnet worden. Unsere „queeren“ Kolleg*innen organisieren sich auch intern: Bereits 2017 haben sie das „Rainbow-Netzwerk“ gegründet, in dem sie sich regelmäßig austauschen und gegenseitig unterstützen.
Was wir noch tun? Wir veranstalten regelmäßig Events und Diskussionsrunden mit Künstler*innen aus der Queer-Gemeinschaft, die sehr gut besucht sind. Außerdem fördern wir einen Schutzort – vergleichbar mit einem Frauenhaus – für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung von ihren Familien verstoßen wurden. Das machen unsere Mitarbeiter*innen privat, jeder leistet so einen Beitrag.
Dass unsere Arbeit Früchte trägt, sehen wir daran, dass immer mehr GIZ-Mitarbeiter*innen den Mut haben, sich zu outen und sich dabei geschätzt fühlen. Das macht mich unglaublich glücklich.