11.08.2021
Pakistan: Lokale Partner sind der entscheidende Faktor fürs Gelingen der Arbeit
Islamwissenschaftler, Journalist und nun Projektleiter in Pakistan: GIZ-Mitarbeiter Peer Gatter fördert den Ausbau von Schulen und Gesundheitszentren in traditionellen Stammesgesellschaften.
Die pakistanischen Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan, auch unter dem Begriff „FATA-Region“ (Federally Administered Tribal Areas) bekannt, waren lange Zeit von extremer Armut und zahlreichen gewaltsamen Konflikten geprägt. 2018 beschloss das Parlament, die abgelegene Region als sogenannte „fusionierte Gebiete“ („Merged Areas“) in die Provinz Khyber Pakhtunkhwa zu integrieren und mit dem Zentralstaat zusammenzuschließen. Für den pakistanischen Staat bedeutet dies die Ausweitung der Zivilverwaltung auf die FATA-Region: Unter anderem müssen die lokale öffentliche Verwaltung und die gesundheitliche Grundversorgung gestärkt oder sogar komplett neu aufgebaut werden.
Im Aufbau: Bildung, Gesundheit, Gleichberechtigung
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt den pakistanischen Staat bei diesen Aufbauarbeiten im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) und kofinanziert von der Europäischen Union. Peer Gatter leitet das Projekt für die GIZ. Gemeinsam mit seinem Team kümmert er sich insbesondere um den Ausbau von Schulen und Gesundheitszentren und die Qualifizierung von deren Personal. Neben dem Einsatz für mehr Mitbestimmungsrechte für Frauen und andere benachteiligte Gruppen fördert das Projekt den Dialog zwischen Staat und Zivilgesellschaft. Im September dieses Jahres werden erstmals Gemeinderäte gewählt, die dann die Interessen der lokalen Bevölkerung auf höherer Regierungs- und Verwaltungsebene vertreten werden. „Die Menschen vor Ort sind bereit, sich in die Entwicklung der Region einzubringen und bei Entscheidungen über die eigene Zukunft mitzureden“, so Gatter.
Arbeit per Fernsteuerung
Die größte Herausforderung im Arbeitsalltag des Projektleiters ist die schwierige Sicherheitslage in der Region. Da Reisen in die Merged Areas sowie das Leben dort aus Sicherheitsgründen aktuell nicht möglich sind, leitet Peer Gatter das Projekt „per Fernsteuerung“. In der Provinzhauptstadt Peschawar trifft er regelmäßig Gemeindevertreter aus den „Merged Areas“ und Vertreter der pakistanischen Behörden. „Wir arbeiten mit engagierten Partnern, die unsere Arbeit gut kennen. Das ist eine sehr gute Grundlage für die Zusammenarbeit. Noch vor technischen Hilfsmitteln sind die Partner vor Ort der entscheidende Faktor dafür, dass die Fernsteuerung gelingt“, betont Gatter. Informationen über den Stand und die Erfolge der Projekte vor Ort erhält er auch über Journalisten, die in einer früheren Phase des Projekts an der Universität Peschawar ausgebildet wurden und nun aus den Stammesgebieten berichten.
In der kulturellen Vielfalt zuhause
Trotz der schwierigen Sicherheitslage fühlt sich Peer Gatter der Region insgesamt sehr verbunden: „Ich befasse mich schon seit meinem Studium mit islamisch geprägten Gesellschaften. Das hat mir beim Verständnis der Geschichte und Kultur dieser Region sehr geholfen. Meine Arabisch-, Türkisch- und Farsi/Dari-Kenntnisse haben mir immer die Türen geöffnet. Jetzt freue ich mich auf einen Sprachkurs in Urdu, damit ich auch in Islamabad besser mitreden kann.“
Lesen Sie mehr über Peer Gatter in „akzente“, dem Magazin der GIZ.