Journalistische Aufklärung fördert das friedliche Zusammenleben von 30.000 Menschen in der Demokratischen Republik Kongo. Gemeinsam mit ihren Partnern hat die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Redakteur*innen von sieben lokalen Radiostationen zu Friedensjournalist*innen fortgebildet. Diese Form des Journalismus setzt auf gesellschaftlichen Zusammenhalt und positive Botschaften statt auf Hass und Spaltung.
Gewalt gegen Frauen und Konflikte zwischen benachbarten Gemeinden verschiedener Volksgruppen sind noch immer ein Problem in der DR Kongo. In der Kivu-Region im Osten leidet die Zivilbevölkerung seit fast dreißig Jahren besonders unter Kämpfen bewaffneter Gruppen. Der schon über ein Jahrzehnt andauernde Konflikt zwischen der Regierung und der Rebellengruppe M23 in Nord-Kivu nimmt mittlerweile wieder kriegsähnliche Zustände an. Auch die Nachbarländer, vor allem Ruanda, Uganda und Burundi sind in den Konflikt verwickelt. Täglich sterben Menschen, Millionen sind auf der Flucht.
Mit journalistischen Grundregeln Perspektivenvielfalt stärken
Umso wichtiger sind Maßnahmen, die Identifikation und Halt bieten. Statt Konflikte weiter anzuheizen, soll das Radio die Menschen verbinden und gegenseitiges Verständnis schaffen. Was passieren kann, wenn Medien ihre Macht missbrauchen, hat der Völkermord in Ruanda vor 30 Jahren gezeigt: Dort hatte rassistische Propaganda die Volksgruppe der Tutsi über den Rundfunk unter anderem als Kakerlaken verunglimpft. Der Völkermord und die anschließenden Kämpfe und Fluchtbewegungen haben die Gewalt auch im Ostkongo ausgelöst. Die Macht des Radios zur Mobilisierung von Menschen ist erwiesen. In der Demokratischen Republik Kongo wird sie mit dem Friedensjournalismus im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für das Gute eingesetzt.
Die 350 teilnehmenden Journalist*innen kommen selbst aus den betroffenen Gemeinschaften. In Trainings haben sie sich alles angeeignet, was sie brauchen, um konfliktsensible Medienarbeit zu leisten und ihre Rolle als Informant*innen und Aufklärer*innen professionell und unabhängig auszufüllen. Dazu gehört etwa die journalistische Grundregel, für die Berichterstattung mehrere Quellen hinzuzuziehen und unterschiedliche Perspektiven zu Wort kommen zu lassen. Auch Menschenrechte sind Teil der Fortbildung. Die Journalist*innen sind sich nun ihrer Verantwortung für die Berichterstattung über geschlechtsspezifische Gewalt noch stärker bewusst, und sie kennen ihre Rolle bei der Konfliktprävention und -lösung.
Landkonflikte verstehen und lösen
In Süd-Kivu etwa geraten Bürger*innen immer wieder in Landkonflikten aneinander. So beanspruchen Ackerbauern und Viehzüchter manchmal dasselbe Stück Land. Parzellengrenzen und die Nutzungsrechte sind nicht klar geregelt, den Beteiligten fehlt das Wissen über Landgesetze. Dazu kommen kulturelle und ethnische Unterschiede und Arbeitslosigkeit.
Gilbert Kwangaba, der dort das lokale “Radio Sange” leitet, berichtet: „Vor den Schulungen wussten wir bei einem Konflikt nicht, wie wir mit den beiden Parteien umgehen sollten. Jetzt wissen wir aber, welche Fragen wir stellen müssen, um ein Problem zu verstehen und dann gemeinsam eine Lösung zu finden.“
Zusammen mit einem lokalen Journalist*innenverband organisiert die GIZ nicht nur inhaltliche Seminare, sondern auch Workshops zu journalistischen Themen wie Pressegesetze, Verwaltungs- und Finanzmanagement für Gemeinschaftsradios oder Social Media.
Ein starkes Netzwerk für Gewaltprävention
Der Friedensjournalismus ist Teil eines größeren Vorhabens, das mit Beteiligungsformaten Gewalt und Konflikte zu bewältigen sucht. Projekte zur Gemeindeentwicklung gehören ebenfalls zum Programm. In diesem Rahmen wurden bisher 50 Projekte zur Friedenskonsolidierung, zu Menschenrechten und Gender-Themen sowie sozialem Zusammenhalt umgesetzt.
Das Vorhaben arbeitet dafür mit Nichtregierungsorganisationen, Gemeindeverantwortlichen und staatlichen Institutionen zusammen. Dazu gehört unter anderem die Panzi-Stiftung, die der Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege leitet. Die Zivilgesellschaft ist besonders eingebunden, um Frauen vor sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen und Opfer zu versorgen. Über 4.250 Betroffene von sexueller und geschlechtsbasierter Gewalt wurden bisher durch rechtliche, medizinische und psychosoziale Hilfe unterstützt.