Stärkung der Lebensgrundlagen vulnerabler Gemeinden in von saisonalem Wassermangel betroffenen Regionen im Südosten Haitis
Amélioration d conditions de vie de communes vulnérables souffrant d pénuries d’eau saisonnières dans le sud-est d’Haiti
Projektdetails
- Projektnummer:2016.1844.6
- Status:Projekt beendet
- Zuständige Organisationseinheit: 2C00 Lateinamerika, Karibik
- Ansprechpartner: Transparenzteam transparenz@giz.de
- Partnerländer: Haiti
Zusammenfassung
- Ziele:
Die Resilienz der ländlichen Bevölkerung im Südosten Haitis ist gegenüber wiederkehrenden Trockenperioden erhöht.
- Auftraggeber:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit u. Entwicklung
- Projektpartner:
Ministerium für Planung und externe Kooperation
- Finanzier:
nicht verfügbar
Auftragsvolumen
- Gesamtvorhaben:
(inklusive aller vorangegangenen, aktuellen und nachfolgenden Projektphasen, soweit vorhanden) 5 441 257 Euro - Aktuelles Projekt:5 441 257 Euro
Kombifinanzierung
nicht verfügbar
Vorgänger-Projekt
nicht verfügbar
Nachfolger-Projekt
- nicht verfügbar
Laufzeit
- Gesamtvorhaben:
(inklusive aller vorangegangenen, aktuellen und nachfolgenden Projektphasen, soweit vorhanden) 28.07.2016 - 30.09.2019 - Aktuelles Projekt:01.09.2016 - 30.09.2019
Sonstige Beteiligte
- nicht verfügbar
Weitere Informationen
- Projekt-Webseitenicht verfügbar
Entwicklungspolitische Kennungen
- Desertifikationsbekämpfung
Signifikantes Nebenziel
- Gleichberechtigung der Geschlechter
Signifikantes Nebenziel
- Katastrophenrisikomanagement
Signifikantes Nebenziel
- Anpassung an den Klimawandel
Signifikantes Nebenziel
CRS-Schlüssel
14031 Grundlegende Versorgung im Bereich Trinkwasser
Projektbeschreibung (DE)
Ausgangssituation:
Haiti hat eines der weltweit höchsten Risiken für Naturkatastrophen. Die größten Gefahren gehen im Südosten des Landes von tropischen Wirbelstürmen aus, deren Starkregen zu Hangrutschungen und Erosionsschäden führen. Zunehmend wirkt sich auch der Klimawandel auf die Verteilung der Niederschläge im Jahresverlauf aus. Zeitlich unregelmäßige und lang anhaltende Trockenperioden bis hin zu Dürren entstehen, beispielsweise 2014 und 2015. Die Wasserressourcen der Region beschränken sich, neben den Niederschlägen, auf einige wenige Quellen, von denen nur zwei ganzjährig wasserführend sind.
Neben der globalen Klimaveränderung tragen die Abholzung des Primärwaldes und die Umwandlung von Wald in Ackerfläche, vor allem in steilen Hanglagen, zur Minderung der natürlichen Erneuerung der Wasserressourcen bei. Seit 1920 ist die Waldfläche Haitis von über 60 auf unter 2 Prozent gesunken. Die acker- und gartenbauliche Nutzung, beispielsweise der Anbau von Hackfrüchten, setzt den Boden starken Regenfällen aus und führt so zu Erosion sowie zur Verminderung von Infiltration und Wasserrückhaltevermögen. Die für die Region bedeutsame Ökodienstleistung des Waldes zur Temperaturregulierung und Wasserspeicherung wird gemindert, die Quellen versiegen schneller und häufiger.
Bei Versorgungsengpässen erhöht sich der Wasserpreis aufgrund des zusätzlichen Transportes erheblich. Für die Kleinbauernfamilien sind längere Trockenperioden existenzbedrohend, da sie zusätzliche finanzielle Mittel für Trinkwasser aufwenden müssen – bei zu erwartenden Mindereinnahmen aufgrund von Ernteausfällen. Ungereinigtes Oberflächenwasser ist wegen der schlechten sanitären Bedingungen als Trinkwasser nicht geeignet.
Im El-Niño-Jahr 2015 führte der Wassermangel zu extremen Versorgungsengpässen der Haushalte sowie zu Ernteverlusten von 60 bis 80 Prozent. Die Nahrungsknappheit zwang die Bevölkerung, Saatgutvorräte zu verzehren, sodass anschließend die Produktionsgrundlage sank. Ertragsminderungen und -ausfälle waren die Folge. Die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung im Südosten Haitis gegenüber den wiederkehrenden Trockenperioden ist bei weitem nicht ausreichend.
Ziel:
Die Resilienz der ländlichen Bevölkerung im Südosten Haitis gegenüber wiederkehrenden Trockenperioden ist erhöht.
Vorgehensweise:
Um die Widerstandsfähigkeit der ländlichen Bevölkerung im Südosten Haitis gegen wiederkehrende Trockenperioden und saisonalen Wassermangel zu stärken, arbeitet das Vorhaben vor allem in drei Handlungsfeldern:
1.) Verbesserung der Wasserverfügbarkeit während der Trockenperioden
Im Rahmen von entwicklungsfördernder und strukturbildender Übergangshilfe wird das Vorhaben die ländliche Bevölkerung in ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber wiederkehrenden Trockenperioden stärken und damit zu Ernährungssicherheit und Armutsminderung im Südosten Haitis beitragen.
2.) Bau von Regenwasserspeichern, beispielsweise Zisternen
Maßnahmen zur Erweiterung der Speicherkapazität für Wasser und zum nachhaltigen Management der Wasserinfrastruktur verbessern die Lebensgrundlage der Bevölkerung unmittelbar. Frauen und Kinder, zu deren Aufgaben in den meisten Haushalten die Bereitstellung von Wasser gehört, sollen davon besonders profitieren.
3.) Anpassung der landwirtschaftlichen Produktionssysteme an die klimatischen Veränderungen
Im Zentrum steht die kleinbäuerliche Landwirtschaft, deren Produktionssysteme gegenüber klimabedingten Risiken stabilisiert werden sollen. Das Vorhaben soll die notwendige Anpassung an den Klimawandel fördern und effiziente Praktiken zur Desertifikationsbekämpfung, zum Schutz der Bodenfruchtbarkeit und zur Regenwassersammlung und -konservierung verbreiten. Zugleich soll dadurch zum Erhalt der natürlichen Wasserressourcen beigetragen werden.
Die lokale Verwaltung und die betroffene Bevölkerung haben keinen oder sehr geringen finanziellen Handlungsspielraum. Im Rahmen der Maßnahmen sind deshalb Finanzierungen von Sachgütern und die Beschaffung von Arbeitsmaterialien, entsprechend der fortlaufenden Bedarfe, vorgesehen.
Zur Verbesserung der Basisinfrastruktur und der ländlichen Zufahrtswege sowie des Erosionsschutzes an steilen Hanglagen sollen zusätzlich mit lokalen Arbeitsbrigaden sogenannte Cash-for-work-Maßnahmen umgesetzt werden. Sie bieten besonders betroffenen ländlichen Haushalten eine kurzfristige finanzielle Stütze bei Versorgungslücken.
Die Kompetenzentwicklung in staatlichen Institutionen und für kommunale zivilgesellschaftliche Organisationen in den Sektoren Wasser und Landwirtschaft ist Bestandteil des Vorhabens. Im Vordergrund steht die Vermittlung von Kenntnissen über wirtschaftlichen Betrieb und nachhaltiges Management der Infrastrukturen sowie zum Katastrophenrisikomanagement.
Wirkungen:
Mit dem Bau und der Rehabilitierung von Regenwasserspeichern (Zisternen) und der Rehabi-litierung ländlicher Wege werden bedeutende Infrastrukturen für die ländliche Entwicklung geschaffen. Die Capacity Developement-Maßnahmen zur besseren Nutzung von Infrastruk-turen und zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktionstechniken vor allem auch hinsichtlich der Regenwasserkonservierung und -sammlung fördern die bereits existierenden Strukturen zivilgesellschaftlicher Organisationen wie landwirtschaftliche Produzentenvereini-gungen, Kooperativen, Wassernutzergemeinschaften. Die angestrebten Veränderungen zum besseren Wasserinfrastrukturmanagement, nachhaltigen Wasserressourcenmanagement und zur Ernährungssicherheit werden nachhaltig in der Gesellschaft verankert und die lokalen Dienstleistungsstrukturen im Hinblick auf Resilienz und KRM gestärkt.
Die wichtigsten Anknüpfungspunkte im Handlungsfeld Verbesserung der Wasserverfügbar-keit sind die Koordination von Aufbau, Ausbau und Unterhalt der Versorgungsstruktur durch die Gebietskörperschaften und ihre Fachdienste und die Unterstützung der Planungskompe-tenzen entsprechend der Mandate. Auch die nachhaltige Nutzung der gemeinwirtschaftlichen und familiären Speicher und die Sicherung der Hygiene werden durch Ausbildungs- und Sen-sibilisierungskurse abgesichert. Im Unterhalts- und Reparaturbereich werden ausreichende fachliche Kapazitäten geschaffen. Neben dem direkten Aufbau der Kapazitäten wird durch Organisationsberatung der staatlichen und kommunalen Dienstleister im Bereich Wasser die weitere Betreuung der Nutzer/innen im Partnersystem verankert.
Im Handlungsfeld Anpassung der Landwirtschaft ist die Verankerung von Kenntnissen inner-halb der ländlichen Bevölkerung zentral für die Stärkung der Resilienz. Die weitere Unterstüt-zung angepasster Praktiken in der Landwirtschaft wird über die Bauernorganisationen und Produzentengemeinschaften und ihre Managementstruktur abgesichert. Dabei geben die ag-rarpolitischen Strategien (u.a. Programme Triennal de Relance Agricole (PTRA) 2013 - 2016) durch die dort definierten Mandate für das staatliche und privatwirtschaftliche Handeln die Orientierung vor, wie die strukturbildenden Wirkungen angelegt werden sollen.
Gleichberechtigung der Geschlechter: Frauen und Jugendliche (v.a. Mädchen) sind ein wichtiger Teil der Zielgruppe des Vorhabens. Durch ihre tragende Rolle bei der Versorgung der Haushalte mit Trink- und Brauchwasser werden sie durch die Baumaßnahmen besonders unterstützt und entlastet. Darüber hinaus stärkt das Vorhaben Frauen auch als Agrarprodu-zentinnen und fördert durch den diversifizierten Anbau und die Vermittlung von Kenntnissen zu ausgewogener Ernährung die Ernährungssicherheit der Familien. Die Gleichberechtigung der Geschlechter wird innerhalb des Vorhabens und bei dessen Partnern gefördert. Kennung: GG-1.
Umwelt- und Ressourcenschutz: Die massive Umwandlung von Waldflächen in Ackerland und die nicht angepasste Bewirtschaftung steiler Hangflächen führen zu flächenhafter Degra-dierung der natürlichen Ressourcen und reduzieren entscheidend die ökologischen Prozesse der Wasserspeicherung und des Temperaturausgleichs. Dieser Fehlentwicklung begegnet das Vorhaben durch die Förderung standortgerechter nachhaltiger Produktionssysteme in Gartenbau, Obstbau und Viehhaltung. Damit werden die vorhandenen Ressourcen (Wasser, Boden Vegetation) nachhaltig genutzt und somit vor weiterer Zerstörung durch Erosion oder Abholzung geschützt. Kennung: UR-1.
Anpassung an den Klimawandel: Die Auswirkungen des Klimawandels manifestieren sich neben der Verstärkung der Wirbelstürme in zunehmend verlängerten Trockenperioden und haben einen eklatanten Wassermangel zur Folge. Die Steigerung der Resilienz hinsichtlich dieser Probleme in den weitgehend vom Oberflächenwasser abhängigen Gegenden wird durch den Aufbau von Wasserspeicherkapazitäten und von trockenheitstoleranten landwirt-schaftlichen Produktionssystemen vorangebracht. Kennung: KLA-1.
Armutsorientierung: Das Vorhaben richtet sich an arme ländliche, durch die klimatischen Veränderungen gefährdete Bevölkerungsgruppen. Es vermittelt ihnen die Fähigkeiten zur Verbesserung und Stabilisierung der landwirtschaftlichen Produktion und leistet einen Beitrag zu einem besseren Wasserzugang. Die Verminderung der Zeit zum Wasserholen eröffnet die Möglichkeit für andere Tätigkeiten zum Einkommenserwerb. Die CfW-Maßnahmen dienen der kurzfristigen Überbrückung von Einkommensverlusten nach Trockenperioden, und kommen insbesondere vulnerablen und armen Bevölkerungsgruppen zugute. Kennung: AO-1.
Frieden und Sicherheit: Die Stärkung von sozialer Inklusion bei der gemeinschaftlichen Nutzung knapper Wasserressourcen leistet einen Beitrag zu einer friedlichen Entwicklung und kann konfliktpräventiv wirken. Konfliktsensible Durchführungsprinzipien (Do No Harm-Methodik) sind im Vorhaben verankert. Kennung: FS-1.
Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung: Die ländliche Entwicklung und in der Folge die erhöhte Ernährungssicherheit sind die übergeordneten Ziele des Vorhabens. Im Kern konsolidieren sowohl die bessere Versorgung der Bevölkerung mit Wasser als auch die Stärkung der Landwirtschaft gegenüber der Klimaveränderung diese beiden Ziele. Die Unter-stützung der Produzentenorganisationen stärkt das Potenzial zur Vermarktung und generell den privaten Sektor im Interventionsgebiet. Die Entwicklungsmaßnahme fördert die nachhal-tige Produktion und Sicherung von Grundnahrungsmitteln und die nachhaltige Bewirtschaf-tung landwirtschaftlicher Ressourcen. Kennung: LE-2.
Menschenrechte: Das Vorhaben trägt zu menschenrechtlichen Prinzipien der Teilhabe und zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung bei, indem es die Produktion und Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln fördert und die Resilienz der ländlichen Bevölkerung vor Katastrophen stärkt. Es leistet mit der Verbesserung der (Trink-)Wasserversorung einen Beitrag zur Ver-besserung der Menschenrechtssituation (Menschenrecht auf angemessenen Lebensstan-dard).
Hinsichtlich der entwicklungspolitischen Wirksamkeit sind die folgenden Aussagen zu treffen:
Relevanz: Das Vorhaben entspricht den nationalen entwicklungspolitischen Prioritäten und leistet auf der regionalen Ebene einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des aktuellen Dreijah-resplans Landwirtschaft (PTRA 2013 - 2016). Es entspricht gleichermaßen den Prioritäten der deutschen EZ und den Strategiepapieren des BMZ „Strategie der entwicklungsfördernden und strukturbildenden Übergangshilfe (ESÜH)", „Förderung einer nachhaltigen Landwirt-schaft" und „Entwicklung ländlicher Räume und ihr Beitrag zur Ernährungssicherung".
Effektivität: Das ÜH-Vorhaben baut auf die langjährige Erfahrung der GIZ in der Region und mit lokalen Partnern auf. Die Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit den Gemeinden und den dekonzentrierten Fachdiensten und unter Berücksichtigung der reellen Bedürfnisse der Zielgruppen geplant und umgesetzt. Durch die 2015 von der Bevölkerung durchlebte Kri-sensituation ist die Motivation für Maßnahmen zur Verbesserung der Resilienz hinsichtlich von Trockenperioden besonders hoch.
Effizienz: Wegen der wichtigen Rolle der internationalen und nationalen NRO im haitiani-schen Kontext werden die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit diesen Entwicklungsakteu-ren eruiert und eine möglichst weitreichende Beteiligung angestrebt. Durch eine zielgruppen-nahe Verwaltungs- und Betreuungsinfrastruktur des Vorhabens wird den strukturellen Schwä-chen des Partnersystems hinsichtlich der Umsetzung von Baumaßnahmen Rechnung getra-gen. Synergien mit dem TZ-Programm Erhöhung der Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme in grenznahen Biosphärenreservaten in der Dominikanischen Republik und Haiti (PN 2013.2036.5) im Bereich der Agroforstwirtschaft und dem Schutz der natürlichen Ressourcen werden ausgeschöpft.
Impact: Mit der Förderung der Dienstleistungen für die landwirtschaftliche Produktion, für die Verbesserung der Trinkwasserversorgung und zur Ernährungsberatung leistet das Vorhaben einen Beitrag zur Ernährungssicherung und zur nachhaltigen Landwirtschaft (SDG 2). Mit der Unterstützung besonders benachteiligter und ressourcenarmer ländlicher Bevölkerungsgrup-pen zur Stärkung der Resilienz gegenüber Trockenperioden trägt das Vorhaben zu Armuts-minderung bei (SDG 1). Durch die Entlastung der Frauen und Kinder vom zeitraubenden Wasserholen wird die gesamte Familie entlastet und ggf. können Mitglieder für produktive-re/andere einkommensschaffende Tätigkeiten freigestellt werden. Damit wird ein Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter (SDG 5) geleistet.
Nachhaltigkeit: Die zunehmenden Trockenperioden erfordern eine Adaptation der Was-sernutzung in zweierlei Hinsicht: Einerseits werden Speicherkapazitäten aufgebaut, um den Wasserbedarf der Haushalte zu decken; andererseits wird die landwirtschaftliche Praxis an längere Trockenzeiten angepasst. In allen Handlungsfeldern kann eine nachhaltige Umstel-lung nur erfolgreich sein, wenn die Beteiligten die Sinnhaftigkeit der Umstellung verstehen und ihr Handeln auf die neue Situation ausrichten. Entsprechend werden sowohl die staatlichen Institutionen als auch die zivilgesellschaftlichen Organisationen die Umstellung mit eigenen Leistungen (Anwendung von guten Hygienepraktiken, kostendeckender Betrieb der Wasser-infrastrukturen, Produktion und Verwendung von angepasstem Saatgut, neue Praktiken, Aus-tausch über Erfolge und Misserfolge etc.) begleiten. Die Wichtigkeit der Wasserqualität für die Gesundheit wird im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden.