Eine Frau reicht Geldscheine über den Tisch und gibt sie der ihr gegenübersitzenden Frau in die Hand. Zwischen ihnen stehen Schüsseln, in denen weitere Geldscheine liegen. Im Hintergrund sitzen drei weitere Frauen, die in Notizbücher schreiben. Eine Frau reicht Geldscheine über den Tisch und gibt sie der ihr gegenübersitzenden Frau in die Hand. Zwischen ihnen stehen Schüsseln, in denen weitere Geldscheine liegen. Im Hintergrund sitzen drei weitere Frauen, die in Notizbücher schreiben.

Soziale Entwicklung: Für gute Lebensmittel: gemeinsam sparen, gemeinsam investieren

In Kambodscha gehen gesunde Ernährung und soziale Sicherung Hand in Hand.

© Conor Wall
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Für gute Lebensmittel: gemeinsam sparen, gemeinsam investieren

Es ist Fütterungszeit auf einem Hinterhof in Mean Rith, einem Dorf in der Provinz Kampot im Süden Kambodschas. Die 39-jährige Farmerin Tak Chanthy steht inmitten einer Schar von Hühnern und Enten. Dass die Geflügelzucht einmal das Einkommen für ihre Familie sichern würde, hätte sie noch vor wenigen Jahren nicht gedacht.

Unterstützung hat sie von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH erhalten. Diese arbeitet im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) daran, die Ernährungssituation der kambodschanischen Bevölkerung zu verbessern. Denn: Viele Menschen in Kambodscha ernähren sich nicht ausgewogen. Ursachen dafür gibt es viele, zum Beispiel fehlendes Wissen oder zu wenig Geld für Lebensmittel. Um die Ernährungssituation nachhaltig zu verbessern, drehen die GIZ und die Nichtregierungsorganisation „Reproductive and Child Health Alliance“ (RACHA) deshalb an verschiedenen Stellschrauben. Der Fokus liegt dabei auf Frauen: Wenn diese besser an gesunde, nährstoffreiche Lebensmittel herankommen, profitiert davon die gesamte Familie.

Eine Frau steht auf einer Wiese inmitten von Hühnern, die Körner vom Boden picken. Im Hintergrund sind Felder und einzelne Gebäude zu sehen.

© RACHA

Saving for Change: Gemeinsam sparen

Dass Tak Chanthy und ihre Familie mittlerweile ein ausreichendes Einkommen haben, liegt vor allem an einer sogenannten „Saving for Change (SfC)“-Spargruppe, die die GIZ initiiert hat. Etwa 20 Frauen ihres Dorfes haben sich darin zusammengeschlossen, und jede bringt regelmäßig einen kleinen Geldbetrag ein, den sie zum aktuellen Zeitpunkt selbst nicht braucht. Die GIZ bietet ihnen Trainings in Buchhaltung und Geschäftsentwicklung an. Jedes Gruppenmitglied kann sich bei Bedarf aus den gemeinsamen Ersparnissen Geld leihen – zu besseren Konditionen, als es bei Banken möglich wäre. Die Regeln legt die Gruppe selbst fest, anfallende Zinsen werden für Maßnahmen zum Gemeinwohl innerhalb des Dorfes genutzt.

Mittlerweile gibt es 53 solcher Spargruppen. Indem sich die Frauen dadurch gegenseitig Investitionen ermöglichen, stärken sie ihre wirtschaftliche Selbstbestimmung. Gleichzeitig sind die Ersparnisse auch eine soziale Absicherung bei Überschwemmungen und anderen Klimakatastrophen. Sie verringern das Armutsrisiko und verbessern so automatisch den Zugang zu mehr und besseren Lebensmitteln, was wiederum zur Ernährungssicherheit beiträgt. Bis heute haben über 1.300 Mitglieder circa 165.000 Euro angespart und investiert. Insgesamt 840 Geschäftsideen konnten so gefördert werden.

Tak Chanthy trat ihrer Spargruppe im Oktober 2021 bei und lieh sich rund 400 Euro, die sie in die Geflügelzucht investierte. Ihr Einkommen erhöhte sich anschließend innerhalb eines Jahres deutlich. Das machte es ihr möglich, nicht nur den Kredit schnell zurückzuzahlen, sondern auch ihren Kindern eine bessere Bildung zu bieten. Mittlerweile ist sie die Leiterin ihrer Spargruppe und weiterhin von dem Konzept überzeugt: „Ich werde andere Frauen weiterhin ermutigen, sich diesen Gruppen anzuschließen. Nicht nur, um Geld zu sparen, sondern auch, um voneinander zu lernen, sich zu unterstützen und so Familien und Gemeinschaften zum Besseren zu verändern.“

Eine Frau mit Schürze und Haarnetz nimmt mit einer Schöpfkelle frittierte Bananenscheiben aus einem großen Topf. In dem Topf schwimmen noch weitere Bananenscheiben in Öl.

© Conor Wall

Food Banks: Gemeinsam investieren

Aus dem Austausch in den Spargruppen entstand auch die Idee der sogenannten „Food Banks“: Die GIZ ermutigt die Spargruppen dazu, ihr Geld gemeinschaftlich in die Gründung von Start-ups zu investieren, die überschüssige Lebensmittel verarbeiten, und die Produkte anschließend zu verkaufen. Trainings zur Verarbeitung solcher Lebensmittel erleichtern den Einstieg in diese Branche. Zehn Start-ups sind bisher entstanden, in denen die Frauen aktiv mitarbeiten. Im Mai 2023 haben sie mit der Produktion begonnen, bis Dezember haben sie 17 Tonnen Bananenchips, Mango-Leder und Büffelmilchjoghurt hergestellt - und damit rund 21 Tonnen an Lebensmittelabfällen verhindert.

Für besonders bedürftige Familien, Eltern mit Kindern unter zwei Jahren sowie schwangere und stillende Frauen gibt es die Produkte der Start-ups zu einem reduzierten Preis. So sorgen die Food Banks dafür, dass sich die Menschen in Kambodscha kostengünstig und gesund ernähren können. Ein ganzheitlicher und nachhaltiger Ansatz, von dem alle profitieren.

Stand: Februar 2024

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