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  Ausgabe Nr. 229 | März 2023  
  Ländliche Entwicklung Newsletter  
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  Pinboard Ländliche Entwicklung
Ein Service der Abteilung G500 / der Kompetenzcenter 4D20 und 4D30
 
 
 
  Liebe Leserinnen und Leser,

Christel Weller-Molongua
Christel Weller-Molongua
© GIZ / Dorothea Hohengarten
 
weltweit leisten Frauen einen wichtigen, um nicht zu sagen einen unverzichtbaren Beitrag zur Landwirtschaft, ländlichen Entwicklung und Ernährungssicherheit. Als Bäuerinnen und Landarbeiterinnen, als Gärtnerinnen, Marktverkäuferinnen oder Unternehmerinnen und in ihrer Rolle als Mütter sichern sie das Einkommen, die Versorgung mit Nahrungsmitteln und die Ernährung der Familien. Das ist zigfach beschrieben und dokumentiert, es ist nichts Neues.

Und doch spiegelt sich diese Bedeutung der Frauen in vielen Ländern weder in der gelebten Realität der gesellschaftlichen Normen und Vorschriften noch in den tradierten Rollenbildern und dem Rollenverständnis in der Gesellschaft wider. Gerade auch in vielen Ländern des globalen Südens. Trotz ihrer unbestrittenen wirtschaftlichen Bedeutung sind Frauen mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert, die ihre persönliche Entwicklung sowie ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe behindern.

Hier nur einige Zahlen und Fakten. Knapp die Hälfte der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte im globalen Süden sind Frauen – 20 Prozent in Lateinamerika und bis zu 60 Prozent in Teilen Afrikas und Asiens – jedoch sind die von ihnen bewirtschafteten Flächen zwischen 20 und 30 Prozent weniger produktiv als die von Männern. In vielen Ländern Afrikas, Asiens und des Pazifiks arbeiten Frauen in der Regel 12 bis 13 Stunden pro Woche mehr als Männer. In allen Regionen ist der Anteil der Frauen, die Land besitzen oder kontrollieren, geringer als der der Männer, und ihre Parzellen sind oft unfruchtbarer und kleiner. Insgesamt sind auch nur 20 Prozent der weltweiten Landbesitzer Frauen. Frauen haben nicht nur einen schlechteren Zugang zu Land, sie haben auch einen schlechteren Zugang zu Krediten und anderen produktiven Ressourcen, und auch bei der Bildung sind Frauen benachteiligt. Dies bedingt, dass sie in Organisationen auf allen Ebenen, vor allem aber in Entscheidungsfunktionen in der Regel unterrepräsentiert sind. Besonders schwer haben es junge Frauen. Auf der anderen Seite leisten Frauen weltweit den größten Teil der Sorgearbeit in den Familien, von der Hausarbeit ganz zu schweigen. 60 Prozent der Nahrungsmittel werden von Frauen produziert, und obwohl die Frauen mit ihrer Arbeit selbst Geld verdienen und so zum Haushaltseinkommen beitragen, kontrollieren die Männer in den meisten Familien das Gesamteinkommen und bestimmen auch darüber.

Es gibt Fortschritte, dennoch ist noch ein weiter Weg zu gehen, ehe Frauen nicht nur auf dem Papier die gleichen Rechte und Chancen haben, sondern auch im täglichen Leben und Wirtschaften, in der Öffentlichkeit und in der Politik. Für eine nachhaltig erfolgreiche ländliche Entwicklung und bessere Lebensbedingungen der Familien sind die Frauen zentral. Nur wenn sie ihre Potenziale voll entfalten und einsetzen können, erreichen wir positive Veränderungen für alle. Dass es dabei wichtig ist, die Männer mitzunehmen, wissen wir inzwischen alle. Die 3R, das heißt Zugang der Frauen zu Ressourcen, Rechte und Repräsentanz sind für mich der rote Faden, an dem entlang die Veränderungsprozesse begleitet werden. Ich persönlich habe mich für dieses Ziel in den vergangenen 34 Jahren, die ich in der GIZ arbeite, kontinuierlich engagiert. Ich habe dabei viel gelernt und es hat sich gelohnt!

Wo die feministische Entwicklungspolitik steht, was wir konkret in der GIZ „draußen und drinnen“ machen, was wir in den letzten Jahren erreicht haben und in den kommenden Jahren erreichen wollen, das können Sie in der aktuellen Ausgabe des Pinboard lesen. Ich wünsche Ihnen dabei den notwendigen Mut, nicht locker zu lassen und viel Freude.


Ihre
Christel Weller-Molongua
Abteilungsleiterin G500 „Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft


Lesen Sie in unserem Schwerpunkt ein ausführliches Interview mit Christel Weller-Molongua über ihren jahrzehntelangen Einsatz für Frauen in der ländlichen Entwicklung.
 
   
 
Schwerpunktthema
» Von Mainstreaming zu Transformation
» Transforming Gender Norms
» Der Women Empowerment in Agriculture Index (WEAI)
» Ideenwettbewerb Feminist & Fair – Nachhaltige, inklusive Agrarlieferketten zusammen mit der Wirtschaft schaffen
» Change Agents für gender-transformativen Wandel
» Burkina Faso in Gender Action
» Junge Frauen auf dem Land – Ausbildung und Beschäftigung für eine gendergerechte Transformation
» Mobile Kindergärten als Job-Booster für junge Frauen
» Kleine Tasse – große Wirkung
» Start-ups als Motoren für Gendertransformation
» Der Coffee Innovation Fund verbindet Innovation und Gleichberechtigung am Anfang der Kaffeelieferkette
» Ernährung ist nicht nur Frauensache – Gender-transformative Ansätze zur Überwindung von Mangel- und Fehlernährung
» Durch Schauspiel zum Denken anregen
» Wie Schulen für Männer Gleichberechtigung fördern
» Gendersensibilisierung durch Diskussionsgruppen
» Aktiv handeln und mitbestimmen – Bayerische Landfrauen fördern ihre Berufskolleginnen in Kenia beim Aufbau einer Interessensvertretung
» Von der Diagnose zum Handeln – Gendertransformative Ansätze in der Praxis
» Mit Leidenschaft und Geduld in der Landwirtschaft
» Au revoir, „Nana Benz“ – Interview mit GIZ-Abteilungsleiterin Christel Weller-Molongua
Informationen aus Abteilung / KC und Projekten
» Engaging men as allies for a journey of transformation – Gender transformative approach in SENU
» How to effectively implement gender transformative approaches in the context of SME development?
» Gender-transformativer Wandel – Warum Gender im Unternehmenskontext wichtig ist
» Resiliente Bauernhöfe in Kenia: Ernährungssicherheit bedingt Stärkung von Frauen
» Awareness raising – the basis for women’s inclusion in community work and decision-making
» INATrace: Ein Schritt in Richtung „bridging the Digital Gender Gap“
» Afrika-Strategie im Podcast
» Stärkung der Rolle von Frauen in der naturnahen Fischzucht
» Forschung zu Geschlechtergleichstellung und Inklusion für die Resilienz von Ernährungssystemen
» Breaking the stereotypes of women in fish farming
Veranstaltungshinweise
» INA-Lunchbreak: Gender in Agrarlieferketten
 
  Schwerpunktthema  
 
Von Mainstreaming zu Transformation
Der i4Ag-Weg zur Geschlechtergerechtigkeit
Kenianische Maschinenringe fördern gezielt weibliche Mitglieder.
Kenianische Maschinenringe fördern gezielt weibliche Mitglieder.
© GIZ / CC
 
Seit zwei Jahren fördert der Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (Fonds i4Ag) gendersensible und nachhaltige Innovationen in der Agrarwirtschaft. Eine wichtige Zielgruppe sind Frauen. Mit einer systematischen Verankerung von Genderaspekten soll dabei ein Beitrag zur gezielten Stärkung von Frauenrechten und zur Beseitigung von geschlechterspezifischen Diskriminierungen und Benachteiligungen geleistet werden – über den i4Ag-Weg vom Mainstreamig zur Transformation.

Bei Innovationen werden Frauen leicht übergangen
Obwohl Frauen einen großen Teil der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte darstellen, können sie bei der Förderung von Agrarinnovationen leicht übergangen werden, insbesondere wenn es um die Einführung von technischen Lösungen geht. Diese gelten vielerorts als „Männersache“.

Wie Frauen dennoch aktiv in technische Innovationsprozesse eingebunden werden können, zeigt das Beispiel der Maschinenringe, die i4Ag in Zusammenarbeit mit der sequa GmbH und dem Bundesverband der Maschinenringe e.V. in Kenia aufbaut. In Maschinenringen organisierte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern profitieren von verbessertem Zugang zu Mechanisierungsdienstleistungen und gesteigerter landwirtschaftlicher Produktivität durch klimaresiliente Anbautechniken.

Alice Chepkorir Mabwai, Mitglied eines lokalen Maschinenrings, ist enthusiastisch: „Die Stärkung der Frauen in der Landwirtschaft ist das Größte, was wir erreichen sollten“, sagt sie. In der gemeinschaftlich erarbeiteten Satzung des Maschinenrings bekennen sich männliche und weibliche Mitglieder der Maschinenringe zum Prinzip der Chancengleichheit. Um bestehende Benachteiligungen auszugleichen, werden weibliche Mitglieder gezielt gefördert. Das können zum Beispiel Fortbildungsangebote im Bereich Geschäftsentwicklung oder Seminare für Existenzgründerinnen sein. Das gezielte Unterstützungsangebot bei der Mechanisierung ihres Betriebs hat Alice überzeugt, Mitglied zu werden.

Die Hälfte der Fonds-Indikatoren hat Genderbezug
In allen i4Ag-Maßnahmen ist das Thema Gender verankert. Bereits in der Phase der Angebotserstellung erarbeiten Antragstellende ein Kurzkonzept, das als Grundlage für die verpflichtende Genderstrategie dient. Wie eine Auswertung aller Maßnahmen zeigt, haben etwa 50 Prozent der über 200 i4Ag Fonds-Indikatoren einen Genderbezug. Ein Drittel dieser Indikatoren ist personenbezogen. Daraus messen 63 Prozent die Erreichung von Frauen (Reach), 30 Prozent die Verbesserungen für Frauen (Benefit), aber nur vier Prozent die Stärkung der Position von Frauen (Empowerment). „Mit diesem Ergebnis können und wollen wir uns nicht zufriedengeben“, sagt Judith, Gender-Ansprechperson bei i4Ag. „Wirksame Mechanismen zu entwickeln, die sicherstellen, dass Innovationen zur Stärkung von Frauen beitragen, ist uns ein wichtiges Anliegen“, ergänzt ihr Kollege Till.

„Gemeinsam mit unseren Partnern kommen wir voran“
Perspektivisch strebt i4Ag an, die Transformation von Normen und Geschlechterrollen stärker zu adressieren. Wegweisend hierfür ist eine kürzlich aufgesetzte Partnerschaft mit UN Women zur Stärkung von Kleinbäuerinnen als Unternehmerinnen und Wissensträgerinnen im Kontext einer Maßnahme zur Reduktion und Inwertsetzung von Treibhausgasemissionen im indischen Reissektor. Eine weitere sich in der Vorbereitung befindende Maßnahme soll gendertransformative Ansätze für die innovative Lebensmittelproduktion erproben. Die strategische Auswahl von Partnern mit Genderexpertise, der stärkere Einbezug von (lokalen) Expert*innen, die Identifikation kontextspezifischer Bedürfnisse von Frauen und anderen vulnerablen Gruppen und eine angemessene Budgetplanung sind konkrete Aktivitäten, die i4Ag dabei explizit berücksichtigen wird. „Die Dynamik und Energie, die wir momentan mit der Diskussion um die feministische Entwicklungspolitik erleben“, sagt Till, „stimmen uns optimistisch, dass auch wir gemeinsam mit unseren Partnern entscheidende Schritte auf dem Weg zur Transformation vorankommen“.

Der durch die Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ finanzierte Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) wurde im September 2020 von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gelauncht.

Weitere Informationen:
Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag):
https://www.giz.de/de/weltweit/94538.html und
https://www.weltohnehunger.org/agrarinnovationen-foerdern.html
Rural 21: Machinery rings – an innovative approach to mechanising Kenyan agriculture

Kontakt:
Till Rockenbauch
Judith Zürn
Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag)
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Transforming Gender Norms
Transforming Rural Economies in Asia Pacific
The role of rural women in agriculture has increased significantly in the Asia Pacific Region.
The role of rural women in agriculture has increased significantly in the Asia Pacific Region.
© GIZ India / Suhasini Huddone
 
Advancing women’s equality in the countries of Asia Pacific (AP) could add $4.5 trillion to their collective annual GDP in 2025. This would be a 12 percent increase over the business-as-usual trajectory (1). Hence, entire Asia Pacific would benefit from Gender Transformative interventions for advancing women’s equality. Among the 3.8 billion people, more than half of population still live in rural areas and are mostly engaged in agriculture (2). The role of rural women in agriculture has increased significantly (comprising 40-50 percent of the agriculture labour force in East and South-eastern Asia and around 30 percent in South Asia). Yet enormous contribution of women to agriculture and rural economies is neither widely nor formally recognized.

The rural sector in APR has been gradually transforming, moving from largely cereal or grain-based production to higher-value production, such as livestock and fisheries. Driven mainly by rising income and urbanization, food-consumption patterns have been changing, shifting from starchy staples and rice towards fruit and vegetables, livestock and dairy products, fish, sugar and oils. To address gender inequalities and empower women both economically and socially, engaging them in productive employment can have economy-wide benefits. Few such examples are women entrepreneurship, women led agri-enterprises, involvement of women in food processing and value addition of agriculture produce and output marketing, etc. Training on production and skilling women in aspects of various agriculture value chains would be important for sustenance of agriculture productivity and food security.

References:
1) Jonathan Woetzel, et.al. April 2018. The power of parity: Advancing women’s equality in Asia Pacific. McKinsey Global Institute.
2) The International Fund for Agriculture Development (IFAD). September 2016. Rural Development Report 2016: Fostering inclusive rural transformation.

Contact:
Suhasini Huddone
Task Force: Innovations in gender transformation for rural development of the Sector Network Rural Development 
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Der Women Empowerment in Agriculture Index (WEAI)
Sind Sie auf der Suche nach einem Instrument, um Gender-Aspekte in Ihr Projekt zu integrieren? Oder wollen Sie Ihren bestehenden Bewertungsrahmen detaillierter und gezielter gestalten? Der Women's Empowerment in Agriculture Index (WEAI) ist ein innovatives Instrument zur Identifizierung solcher Hindernisse und kann dazu verwendet werden, die Gleichstellung der Geschlechter zu verfolgen, indem er das Empowerment, die Handlungsfähigkeit und die Einbeziehung von Frauen im Agrarsektor misst. Er misst die Rolle und das Ausmaß des Engagements von Frauen in der Landwirtschaft in fünf Bereichen und vergleicht außerdem das Empowerment von Frauen im Vergleich zu Männern im selben Haushalt.
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© IFPRI
Der WEAI setzt sich aus zwei Teilindizes zusammen: Der eine misst die fünf Bereiche der Stärkungen von Frauen, der andere die Geschlechterparität innerhalb des Haushalts. Es handelt sich um einen aggregierten Index, der auf Länder- oder Regionalebene berichtet wird und auf individuellen Daten von Männern und Frauen desselben Haushalts basiert.
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© IFPRI
Seit der Veröffentlichung des WEAI im Jahr 2012 haben verschiedene Organisationen den WEAI in etwa 50 Ländern verwendet oder angepasst, Tendenz steigend. Seit 2012 wurden auch andere Versionen des WEIA entwickelt. Die abgekürzte Version WEAI (A-WEAI) wurde 2014 entwickelt, um eine kürzere Alternative zum WEAI-Erhebungsinstrument zu bieten. Der 2018 herausgegebene Projekt-WEAI (pro-WEAI) überwacht Veränderungen bei der Stärkung der Rolle der Frauen auf Projektebene und umfasst optionale Module, die für Viehzucht- und/oder Ernährungs- und Gesundheitsprojekte relevant sind. Der pro-WEAI für die Marktintegration (MI), abgekürzt pro-WEAI+MI, zielt darauf ab, das Empowerment von Frauen über mehrere Stufen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten hinweg zu messen.

Außerdem können auch einzelne Teile der WEAI-Methodik genutzt werden, um Indikatoren, an denen Sie interessiert sind, zu erstellen. Dafür kann unter anderem der Beispielfragebogen des Pro-WEAI genutzt werden. Sie finden ihn hier.

• Für weitere Informationen über den WEAI oder seine Module und Ergänzungen oder wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich an IFPRI-WEAI@cgiar.org (auf Englisch) oder an Theresa Jeremias (4D30).
• Hier finden Sie Ressourcen wie Guidelines, Fragebögen und Codes: Guides and Instruments (ifpri.info)
• Hier finden Sie eine Entscheidungshilfe, um herauszufinden, welcher WEIA der richtige für Ihr Projekt ist: WEAI Decision Tree (ceros.com)


Kontakt:
Theresa Jeremias
Fach- und Methodenbereich, Kompetenzcenter Ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung (4D30)
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Ideenwettbewerb Feminist & Fair
Nachhaltige, inklusive Agrarlieferketten zusammen mit der Wirtschaft schaffen
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© GIZ
Feminist & Fair ist ein Ideenwettbewerb, der wirtschaftsgeführte Konsortien darin unterstützt, intersektionale, gender-transformative Projekte umzusetzen und somit systemische und normative Ungleichheiten in Agrarlieferketten zu minimieren.

Inklusion und soziale Gerechtigkeit in landwirtschaftlichen Lieferketten fördern und dabei einen intersektionalen Ansatz verfolgen – dies waren die maßgeblichen Kriterien für die Gewinnerprojekte des gender-transformativen Ideen-Wettbewerbs Feminist & Fair: The Future of Agricultural Supply Chains.

Feminist & Fair ist ein internationaler Ideenwettbewerb mit dem Ziel, transformative Pilotprojekte umzusetzen und somit Inklusion und soziale Gerechtigkeit entlang von landwirtschaftlichen Lieferketten zu fördern. Zu diesem Zweck lud Feminist & Fair wirtschaftsgeführte Konsortien – bestehend aus mindestens einem internationalen Unternehmen und einer lokalen Durchführungsorganisation – ein, ihre Ideen zum Abbau systemischer und normativer Ungleichheiten einzureichen, die weiterhin eine gleichberechtigte Teilhabe und Gewinne in landwirtschaftlichen Lieferketten verhindern.

Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat das Globalvorhaben Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten die Initiative ins Leben gerufen, um die neue feministische Entwicklungspolitik in die Praxis umzusetzen und das Empowerment von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen zu unterstützen. Alle Projekte müssen auf die 3Rs – Ressourcen, Rechte und Repräsentation – der feministischen Entwicklungspolitik abzielen. Gleichzeitig müssen sie aber auch eine direkte Verbindung zu ausgewählten nachhaltigen landwirtschaftlichen Lieferketten in einem oder mehreren der Projektländer des BMZ herstellen.

Die Gewinnerprojekte
GrowHer: Kakao ist eines von drei ausgewählten Projekten. Ungefähr 32 Prozent (450.000) aller kleinbäuerlichen Kakao-Produzent*innen in Indonesien sind Frauen, die häufig unter Diskriminierung und Ungleichheit leiden und denen oft die Anerkennung für ihren Beitrag zur globalen Kakaowirtschaft verweigert wird. GrowHer: Kakao, eine Kollaboration mit Mars, Save the Children and GrowAsia, zielt darauf ab, die Rechte und Vertretung von Frauen und Mädchen in der Kakao-Wertschöpfungskette von Indonesien zu stärken und den Zugang zu Ressourcen und Ausbildung für 4.000 Kleinbäuerinnen und Unternehmerinnen zu beschleunigen.

Zwei weitere Gewinnerprojekte von Feminist & Fair befinden sich aktuell noch im Abschluss. Our Tea, Our Voice zielt darauf ab, dass sich Teebäuerinnen und -arbeiterinnen in China, Kenia, Indonesien und Ruanda gleichberechtigt, fair und produktiv an der Wertschöpfungskette beteiligen können. Als Teil des Projekts FairChain Farming: from outgrowers to ingrowers will Moyee Coffee einen radikal neuen und gender-transformativen Wertschöpfungs-Ansatz in der Kaffee-Lieferkette Äthiopiens implementieren.

Alle Projektaktivitäten werden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern über einen Zeitraum von drei Jahren durchgeführt und vom Centre for Feminist Foreign Policy (CFFP) unterstützt. Damjan Denkovski von CFFP hat den progressiven Ansatz der Initiative treffend zusammengefasst: „Die Feminist & Fair Initiative markiert einen spannenden Meilenstein in der feministischen Entwicklungspolitik […] bei der Entwicklung umsetzbarer, transformativer und innovativer Lösungen zur Gewährleistung des universellen Zugangs zu Menschenrechten in globalen landwirtschaftlichen Lieferketten unter Verwendung eines explizit dekolonialen, intersektionellen und systemischen Ansatzes.“

Interessiert? Dann werfen Sie einen Blick auf die Webseite der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten oder kontaktieren Sie die nachstehend genannten GIZ-Mitarbeitenden.

Kontakt:
Valerie Minlend
Beatrice Haller
Globalvorhaben Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten


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Change Agents für gender-transformativen Wandel
Die „Genderbread Person“ half den Teilnehmenden, das Konzept Gender besser zu verstehen.
Die „Genderbread Person“ half den Teilnehmenden, das Konzept Gender besser zu verstehen.
© www.genderbread.org
 
„It is indeed a transformative training because I think I have been transformed in many ways.” Diese Aussage steht sinnbildlich für den Erfolg eines überregionalen Online-Trainingsformats zur Stärkung des gender-transformativen Wandels in den Grünen Innovationszentren.

„Accelerating Gender Transformative Leadership“ ist ein Trainingsformat, das Online-Trainings, Reflexionsaufgaben und Coaching kombiniert und so über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten die persönliche Entwicklung der teilnehmenden Männer und Frauen fördert. So wachsen sie in ihren Aufgaben für gender-transformativen Wandel, gewinnen Sicherheit im Thema und werden befähigt, dass sie in ihren Projekten auch eine Vorreiterrolle übernehmen und als Change Agents agieren können. Gesellschaftliche Transformation beginnt in den Köpfen der Individuen.

Auch wenn so gut wie alle Teilnehmenden schon mit dem Thema Gender in Berührung gekommen sind, sind doch für die meisten die Konzepte der geschlechtertransformativen Veränderung und Intersektionalität neu und unkonkret. Verschiedene Modelle wie die „four quadrants of change“ und andere Werkzeuge bieten den Teilnehmenden die notwendigen Grundlagen und den Rahmen, um sich kritisch und proaktiv mit Gender und Intersektionalität in ihrer Arbeit auseinanderzusetzen. Individuelle Coaching-Sitzungen helfen den Teilnehmenden, das Gelernte zu reflektieren und zu überlegen, wie sie die Werkzeuge und Erkenntnisse in ihrer Arbeit umsetzen können.

Das erste Trainingsdurchlauf wurde gezielt für die GIAE (Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft) Gender Focals und Schlüsselpersonen der Partnerorganisationen angeboten. Um den Trainingseffekt zu konsolidieren, wurde den Teilnehmenden etwa sechs Monate später eine weitere Coachingphase angeboten. In kleinen Gruppen konnten die in der vorangegangenen Schulung vorgestellten Instrumente und Rahmenkonzepte aufgefrischt, Erfahrungen ausgetauscht und Ideen zur Umsetzung entwickelt werden. Die Einzelsitzungen stärkten das Selbstvertrauen und die Kompetenz der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, vertieften ihr Verständnis und gaben ihnen Rückenwind, Maßnahmen für mehr Geschlechtergerechtigkeit in ihrem spezifischen Arbeitskontext anzuregen.

Der Erfolg der Maßnahme hängt entscheidend von einem erfahrenen Coaching-Team ab, das in der Lage ist, die Situation in den Partnerländern authentisch aufzugreifen. Im Februar ist das zweite französischsprachige Training mit 23 Teilnehmenden aus sechs Ländern angelaufen. Mit den vorangegangenen Trainings in den letzten 16 Monaten wurden dann über 80 Männer und Frauen als Change Agents für Geschlechtergerechtigkeit gefördert.

Kontakt:
Bärbel Sagi
Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE)
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Burkina Faso in Gender Action
Der Gender-Balance-Baum.
Der Gender-Balance-Baum.
© GIZ / Maimouna Diakite

 
In Burkina Faso wurde 2021 erstmals in Zusammenarbeit mit Oxfam Novib (ON) das Gender Action Learning System (GALS) zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter und der Frauenrechte in den Wertschöpfungsketten Sesam und Reis eingeführt. GALS ist eine an der Basis ansetzende Empowerment-Methode, die darauf abzielt, Mädchen und Frauen sowie Jungen und Männern mehr Kontrolle über ihr eigenes Leben zu ermöglichen und einen gerechteren geschlechtsspezifischen, sozialen und wirtschaftlichen Wandel in ländlichen Gemeinden zu katalysieren.

GALS arbeitet partizipativ und inklusiv und nutzt visuelle Werkzeuge, sodass die Teilnehmenden ihre eigene Vision für Veränderung entwickeln, um kraftvolle positive Veränderungen in den geschlechtsspezifischen und sozialen Beziehungen zwischen Frauen, Männern und auch jungen Menschen herbeizuführen. Eines dieser Werkzeuge ist zum Beispiel der Gender-Balance-Baum, der es den Teilnehmenden ermöglicht, Arbeitsteilung, Entscheidungsfindung und die Eigentumsverhältnisse in ihren Haushalten zu analysieren, Entwicklungspotenziale zu identifizieren und Visionen für Veränderungen zu entwickeln. Das Bildungsniveau spielt bei der GALS-Methode keine Rolle, denn das Hauptmedium ist das Zeichnen. Das ermöglicht Lernenden ohne Lese- und Schreibkenntnisse eine aktive Teilnahme.

Partizipative Gender Review Workshops, bei denen das Erarbeitete an das Umfeld (Community Action Learning) weitergegeben wird, spielen bei GALS eine wichtige Rolle und geben der Methode ihren Namen. Gleich zu Beginn der Maßnahme ließ sich ein Wandel im Denken der Teilnehmenden erkennen. Eine wichtige Beobachtung in allen Dörfern war das Ungleichgewicht zwischen der hohen, zum Teil unbezahlten Arbeitsbelastung der Frauen und der höheren Vergütung der Männer. Viele erkannten, dass das Ungleichgewicht große Nachteile birgt, unter anderen eine nicht effektive Verteilung von Kompetenzen und somit eine niedrige Produktivität. Das half den Teilnehmenden, starre genschlechtspezifische Normen zu hinterfragen. Arbeitsbelastungen wurden neu verteilt und der Dialog gestärkt.

Insgesamt wurden 2.850 Personen erreicht, davon 960 Männer und 680 junge Menschen. 65 Personen wurden zu GALS-Trainern ausgebildet, die die Fortbildung im Kaskadensystem weitergeben sollen. Des Weiteren wurden bewährte Praktiken gesammelt und lessons learned aus der Umsetzung dokumentiert. In den kommenden Monaten steht die nachhaltige Verankerung der Ansätze in Partnerstrukturen im Fokus, damit Gender Action Learning auch nach Ende des Vorhabens weiter stattfindet und seine Wirkungen entfaltet.

Durch die Workshops und den moderierten Austausch wurde das Verständnis für Genderaspekte in Familien und auf Dorfebene nachhaltig verbessert. Frauen und Männer nehmen heute eine gleichmäßigere Verteilung der Arbeit in der Familie wahr. Und nicht zuletzt: Frauen treffen mehr Entscheidungen über Einkommen und Ausgaben auf Haushaltsebene.

Kontakt:
Bärbel Sagi
Maimouna Diakite
Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE)
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Junge Frauen auf dem Land
Ausbildung und Beschäftigung für eine gendergerechte Transformation
Arbeit, Selbstverwirklichung und ein eigenes Einkommen für Frauen sind zentrale Bausteine für die nachhaltige Transformation zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Traditionelle Geschlechterrollen und ein eingeschränkter Zugang zu Bildung und produktiven Ressourcen erschweren jungen Frauen jedoch oftmals einen gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt, besonders in ländlichen Gebieten.

Das Globalvorhaben „Beschäftigungsförderung im ländlichen Raum mit Fokus auf Jugendliche“ (GV BLR) adressiert diese Problematik auf vielfältige Weise. Das Vorhaben organisiert in Kenia mobile Kindergärten, sodass Frauen an Weiterbildungen teilnehmen und dadurch bessere Jobs erhalten können. In Malawi verteilt das Vorhaben Menstruationstassen an Frauen und sensibilisiert Männer in separaten Workshops für das Thema Periode. Einen besonders großen Fokus auf gender-transformative Ansätze (GTA) legt das GV in den Maßnahmen rund um die Förderung von Start-up-Gründungen durch junge Frauen in Burkina Faso. Dabei können nicht nur Einkommen und Selbstständigkeit der Frauen gesteigert werden, sondern es werden auch Ehemänner und Community Leader in den Prozess miteinbezogen, um Vorurteile abzubauen und die Gesellschaft holistisch zu transformieren.

Kontakt:
Nadine Guenther
Frank Bertelmann
Globalvorhaben Beschäftigung im ländlichen Raum mit Fokus auf Jugendliche
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Mobile Kindergärten als Job-Booster für junge Frauen
  Kindergarten in Kakamega, Westkenia.
Kindergarten in Kakamega, Westkenia.
© CTI / Ruth Nandwa Akombo
In den ländlichen Gebieten Kenias stellen berufliche Perspektiven für junge Männer und Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren generell eine große Herausforderung dar. Frauen auf dem Land haben es jedoch noch schwerer als ihre männlichen Altersgenossen, da ihr Zugang zu Bildung und Arbeitsplätzen durch geschlechtsspezifische Hürden zusätzlich erschwert ist. Da viele von ihnen in jungen Jahren Kinder bekommen und die Betreuung des Nachwuchses ebenfalls ihnen zufällt, haben sie wenig bis keine Möglichkeiten sich weiterzubilden. Diese Versäumnisse fallen in einen Zeitraum, der für die weitere berufliche Zukunft essenziell ist und sich negativ auf künftige Einkommens- und Beschäftigungschancen auswirkt.

Um hierfür eine Lösung anzubieten, hat die Initiative AgriJobs4YOUth, Teil des GV BLR, mobile Kindergärten eingerichtet. Im Interview beantwortet Lunah Njeri, technische Beratin der Initiative, einige Fragen zu dem Projekt.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen mobile Kindergärten einzurichten? Wer kann das Angebot in Anspruch nehmen?
Bei unserer Arbeit haben wir festgestellt, dass junge Frauen mit Kindern oft nicht die Möglichkeit haben, an Bildungs- und Qualifizierungsangeboten teilzunehmen, weil es wenig bis keine Möglichkeiten gibt, ihre Kinder währenddessen zu betreuen. Im Westen Kenias, wo unsere Projektgebiete liegen, bekommen im Durchschnitt 63 Prozent aller Frauen ein Kind, bevor sie 18 Jahre alt werden. Weiter verschärft hat sich die Situation während der Coronapandemie. Als die Schulen geschlossen waren, stieg die Zahl der schwangeren Mädchen enorm an. Die Einrichtungen stehen allen jungen Müttern offen, die zwischen 18 und 35 Jahre alt sind und die Kinder haben, die maximal fünf Jahre alt sind.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Angebot einer Kinderbetreuung und der Förderung von Jugendbeschäftigung?
Wenn wir über Jugendbeschäftigung sprechen, gehen wir oft davon aus, dass alle jungen Menschen grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten haben, die Fähigkeiten zu erwerben, die sie brauchen, um eine Beschäftigung zu finden. Junge Frauen werden jedoch häufig schwanger und müssen sich dann um ihre Kinder kümmern. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem sie sich sonst auf ihre Ausbildung konzentrieren würden. Durch die Einrichtung dieser mobilen Kindergärten in ländlichen Gebieten werden Frauen in die Lage versetzt, ihrer Verantwortung als Mutter nachzukommen und gleichzeitig ihre eigene Karriere zu verfolgen. Diese Möglichkeit hat langfristige Auswirkungen auf ihr Leben.

Welche Erfolge können Sie bisher verzeichnen?
Im Moment sind die Einrichtungen voll ausgelastet, wenn wir Trainings durchführen. Wir können zwölf Kinder gleichzeitig betreuen und überlegen derzeit, die Kapazität auf etwa 36 Kinder zu erhöhen. Ich bin überzeugt davon, dass die Unterstützung der Kinderbetreuung ein großer Schritt im Leben junger Mütter und ein großer Schritt zur Veränderung unserer Gesellschaft als Ganzes ist.


Kontakt:
Lunah Njeri
Globalvorhaben Beschäftigung im ländlichen Raum mit Fokus auf Jugendliche

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Kleine Tasse – große Wirkung
Glück in Tassenform – Eine junge Frau mit Menstruationstasse.
Glück in Tassenform – Eine junge Frau mit Menstruationstasse.
© UFULU
 
In Malawi versäumen über 70 Prozent der Mädchen regelmäßig eine Woche im Monat die Schule, können keine Ausbildung absolvieren oder werden bei ihren geschäftlichen Aktivitäten benachteiligt. Grund dafür ist die Scham über die Menstruation sowie eine Stigmatisierung und Verachtung durch Männer und männliche Jugendliche. Rund 80 Prozent der Frauen haben aufgrund finanzieller Engpässe, Schwierigkeiten sichere Hygieneartikel zu erwerben. Die Folgen sind immens. Viele Frauen auf dem Land benutzen gewöhnlich Lumpen, was häufig zu Scheideninfektionen, Hautausschlägen und Ekzemen führt und ihre Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigt. Daher sind Investitionen in die Menstruationsgesundheit auch eine Investition in die Selbstbestimmung der Frauen und damit in ihre Bildung, ihre wirtschaftliche Entwicklung, ihre Chancen und ihre Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen.

Das GV BLR (Globalvorhaben Beschäftigung im ländlichen Raum) bindet aktiv Menstruationsgesundheit und -hygiene als Querschnittsthema in die Projektdurchführung und die laufenden Partnerschaften in Malawi ein. Um diese Themen holistisch zu adressieren, kooperiert das GV BLR mit der malawischen Partnerorganisation UFULU, einer NGO, die im geschützten Rahmen von Workshops Menstruationstassen verteilen. Eine Menstruationstasse ist ein Hygieneprodukt für Frauen, das zwölf Stunden lang sicheren Schutz bietet. Sie ist leicht zu reinigen und aufzubewahren, fünf bis zehn Jahre wiederverwendbar sowie latex- und plastikfrei. Die Bereitschaft von Frauen mit ausreichendem Zugang zu Hygieneartikeln, an Projektaktivitäten wie Schulungen und Coaching teilzunehmen, ist seitdem deutlich gestiegen.

UFULU unterstützt ein Netzwerk von sogenannten Cup-Ladies, die über den richtigen Umgang mit Menstruationstassen informieren und die teilnehmenden Frauen in der Folgezeit beraten. In getrennten Gruppen lernen auch Männer, wie sie in ihren Gemeinden unterstützend tätig werden können, damit das Thema nicht mehr tabuisiert wird. Austausch und Sensibilisierung führen so zu mehr Toleranz und Akzeptanz gegenüber der Menstruation und Vorurteile gegenüber Frauen werden abgebaut – Menstruation geht jeden etwas an. Für den Preis von insgesamt elf Euro für eine Tasse samt Desinfektions-Kit und begleitender Schulung kann so niedrigschwellig und kosteneffizient eine große gesellschaftliche Wirkung erreicht werden.

Kontakt:
Kristina Spantig
Globalvorhaben Beschäftigung im ländlichen Raum mit Fokus auf Jugendliche
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Start-ups als Motoren für Gendertransformation
  Unternehmerinnen in Burkina Faso.
Unternehmerinnen in Burkina Faso.
© Empow'Her
Aus Genderperspektive ist der Zugang und Besitz von Land ein globales Problem, denn Frauen und Mädchen weltweit besitzen weniger als 20 Prozent der Landflächen. Die Hürde ist auch in Burkina Faso groß. Dort werden zwar 60 Prozent aller Arbeitsplätze im Agrar- und Agrofoodsektor von Frauen besetzt, doch gehört ihnen nur in seltenen Fällen das Land, auf dem sie arbeiten. Zusätzlich sind ihre Tätigkeiten oftmals schlecht angesehen und schlecht bezahlt und bieten kaum Perspektiven. Eine Möglichkeit, um die eigene Position zu verbessern, ist die Gründung eines eigenen Unternehmens. Doch dies ist nicht einfach für Frauen, da ihr Zugang zu Finanzdienstleistungen und Qualifizierungs- und Bildungsangeboten erschwert ist. Dies gilt besonders für junge Frauen aufgrund ihrer noch wenig ausgeprägten Netzwerke, insbesondere auf dem Land, wo traditionelle Geschlechterverhältnisse oftmals tief in der Gesellschaft verankert sind.

Das GV BLR (Globalvorhaben Beschäftigung im ländlichen Raum) setzt sich deshalb in Burkina Faso mit einem gesamtheitlichen Projektansatz dafür ein, junge Frauen auf ihren Schritten in die Unternehmensgründung zu unterstützen. Sie erhalten dadurch Selbstständigkeit, höhere Einkommen und Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen.

Dafür werden motivierte junge Frauen mit eigenen Start-up-Ideen in Workshops geschult, um ihre Fähigkeiten in den Bereichen Management, Finanzen und Technik zu verbessern. Zusätzlich wird technisches Equipment für ihr Business bereitgestellt, für die Nutzung werden sie in individuellen Trainingseinheiten geschult. Im Rahmen eines Mentoringprogramms nehmen bereits erfolgreiche Unternehmerinnen die jungen Frauen an die Hand und es werden Feldbesuche zum Erfahrungsaustausch organisiert.

Über 70 Prozent der Teilnehmerinnen haben so ein Unternehmen gegründet und es wurden insgesamt 43 Jobs, davon 15 in Vollzeit und 28 in Teilzeit, geschaffen. Zusätzlich konnten viele der Frauen ihr Einkommen steigern, im Schnitt um rund 40 Porzent. Doch die positiven Effekte gehen noch deutlich darüber hinaus. Das Selbstbewusstsein und die unternehmerischen Fähigkeiten vieler Frauen wurde durch die Schulungen und die neue Selbstständigkeit gestärkt, neue Netzwerke geknüpft und die Beziehungen zu Mikrofinanzinstitutionen gestärkt. Außerdem hat sich auch die Perspektive vieler Familienmitglieder auf ihre unternehmerisch tätigen Töchter, Schwestern oder Ehefrauen positiv gewandelt. Um dies zu erreichen, wurden sowohl die Community Leader als auch die Ehemänner miteinbezogen, um Vorurteilen zu begegnen und sie für die neue, gestärkte Rolle der Frauen zu sensibilisieren.

Neugierig geworden? Hier informiert Alimata Konaté aus Burkina Faso in einer PechaKucha-Präsentation über das Projekt und gibt im Rahmen eines Interviews Antworten auf spannende vertiefende Fragen.

Kontakt:
Abdoulaye Yeye
Globalvorhaben Beschäftigung im ländlichen Raum mit Fokus auf Jugendliche
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Der Coffee Innovation Fund verbindet Innovation und Gleichberechtigung am Anfang der Kaffeelieferkette
Natürliche Kaffeebohnentrocknung, Chepsangor Hills Coffee Ltd, Kenia.
Natürliche Kaffeebohnentrocknung, Chepsangor Hills Coffee Ltd, Kenia.
© GIZ

 
Den Kaffeeanbau auf innovative Weise nachhaltiger und für Kaffeebäuerinnen und bauern profitabler machen – das ist das Ziel des Coffee Innovation Fund. In seiner zweiten Förderrunde von März 2022 bis Mai 2023 steht die Teilhabe von Frauen an der Kaffee-Wertschöpfungskette in Ostafrika weiterhin im Fokus. Dafür verbindet der Fonds die drängende Aufgabe, den Kaffeesektor nachhaltig zu gestalten, mit der Chance, mehr Frauen an der Wertschöpfung im Bereich Kaffee einzubinden.

Damit er auch in Zukunft die Lebensgrundlage für Millionen Menschen stellen will, steht der Kaffeesektor vor einer Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit. Der Coffee Innovation Fund (CIF) unterstützt aktuell dreizehn ostafrikanische Unternehmen und Kooperationen dabei, dieser Herausforderung innovativ zu begegnen. Knapp ein Drittel der Projekte stärkt zudem die Beteiligung von Frauen an der Wertschöpfung im Bereich Kaffee. Auf diese Weise verbindet der CIF die Herausforderung für den Kaffeesektor mit der bedeutenden Chance, mehr Frauen in die Wertschöpfungskette zu integrieren.

In Kenia, wo bisher Kaffeebauern bevorteilt werden, unterstützt der CIF die Rösterei Eva’s Coffee dabei, Kaffeebäuerinnen in guten landwirtschaftlichen Praktiken zu schulen. Dadurch sichern die Bäuerinnen ihre Einkommensmöglichkeiten, denn gerade nachhaltiger, qualitätvoller Kaffee wird international nachgefragt. Lokal stößt die Rösterei die Nachfrage nach Qualitätskaffee mit neuen Marketingstrategien an.

Auch ein weiteres kenianisches Unternehmen, Chepsangor Hills Coffee, hat sich zum Ziel gesetzt, die Kaffeequalität nachhaltig zu steigern. Teil des Vorhabens ist es, den Kaffee vor Ort nach internationalen Standards verkosten zu können. Die dafür notwendige Ausbildung erhalten vor allem Frauen und junge Menschen. Die Cupping Scores macht eine neue digitale Plattform für die Kaffeebäuerinnen und bauern und Abnehmenden sichtbar.

Im Nachbarland Uganda unterstützt der CIF die Firma Bakugu Agricultural Technologies dabei, eigens entwickelte Geräte zur erhöhten Trocknung zu verbreiten. Sie sollen die vielerorts übliche, aber problematische Bodentrocknung ersetzten. Im Rahmen des Projektes werden sowohl jüngere Kaffeebauern und -bäuerinnen zu fast gleichen Teilen im Umgang mit den Trocknungsgeräten geschult und 100 Einheiten bereitgestellt. Mithilfe der Geräte können die Anbauenden höhere Preise für ihren Kaffee erzielen.
Für die ugandische Kibinge Coffee Farmers’ Cooperative stellen sich etwas andere Herausforderungen. Sie verzeichnet alternde Mitglieder und sinkende Erträge. Deshalb hat die Kooperative ein Programm zum Farmmanagement aufgesetzt. Teil dieses Programms ist es, Mitglieder in neuen, ertragssteigernden Methoden zu schulen. Neben Kaffeebauern profitierten vor allem verwitwete Frauen, die eine Kaffeefarm übernommen haben, von diesen Schulungen. So schaffen es die vorgestellten Projekte auf verschiedene Weise, neuartige Ansätze zu pilotieren und Frauen daran gerechter teilhaben zu lassen.

Weitere Informationen zum Kaffee-Innovationsfonds finden Sie hier.

Kontakt:
Lena Keller-Bischoff
Benita Heinze
Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA)
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Ernährung ist nicht nur Frauensache
Gender-transformative Ansätze zur Überwindung von Mangel- und Fehlernährung
Da Frauen und Mädchen häufiger von allen Formen der Fehlernährung betroffen sind, müssen ernährungssichernde Maßnahmen vor allem auf die Stärkung dieser Zielgruppe ausgerichtet sein. Viele Maßnahmen zur Stärkung der Rolle der Frau gehen jedoch oft nur unzureichend auf die zugrunde liegenden Ursachen von Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern ein. Männer besitzen meist die Entscheidungsgewalt und Kontrolle über die Ressourcen in den Haushalten, sie erwerben oftmals die Konsumgüter und Lebensmittel auf dem Markt und verwalten das Einkommen der Familie. So tragen sie ganz entscheidend zu einer ausgewogenen oder unausgewogenen Ernährungsweise der anderen Mitglieder des Haushaltes bei.

Das Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung konzentriert sich daher neben der Verwirklichung des Menschenrechts auf angemessene Nahrung auch auf die Förderung gender-sensitiver und transformativer Ansätze. Männer werden als indirekt Begünstigte in der Projektimplementierung direkt adressiert. Gender-transformative Ansätze (GTA) haben das Potenzial, politische, soziale und strukturelle Dimensionen der Gleichberechtigung der Geschlechter zu verändern und langfristigen sozialen Wandel zu erreichen. Die Einbeziehung von Männern und weiteren Haushaltsmitgliedern (z.B. Großeltern, Schwiegermütter etc.) ist demnach eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Veränderung der Ernährungsdiversität und des Hygieneverhaltens im Haushalt.

Eine Vielzahl von bereits etablierten Interventionen zeigen, dass die Integration von Männern zentral ist, um Genderrollen und Stereotypen nachhaltig zu adressieren, Frauen zu empowern und somit eine Grundlage zur Erreichung von Projektzielen zu schaffen. Gender-transformative Ansätze müssen dafür in die Struktur des Vorhabens eingebettet werden. Für die Nachweisbarkeit von Wirkungen dieser Maßnahmen muss zudem die Messbarkeit von Verhaltensänderungen verbessert und sichergestellt werden. Die folgenden Projektbeispiele sollen stellvertretend einige implementierte Ansätze veranschaulichen.
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Durch Schauspiel zum Denken anregen
Mit Straßentheater Bewusstsein schaffen.
Mit Straßentheater Bewusstsein schaffen.
© GIZ / Jason Mulikita

 
Durch „Soap Operas“ werden in Burkina Faso Kernaussagen gendertransformativer Ansätze in einer anschaulichen und einfachen Art und Weise gezielt an viele Menschen herangetragen. Dieser Ansatz ist deshalb so wirkungsvoll, da die Szenen von der Alltagsrealität der Gemeinden inspiriert wurden. Das Publikum erkennt sich daher in dem Hauptdarsteller wieder, welcher als „Change Maker“ dargestellt wird. Der Film regt zum Lachen und Nachdenken an und ermutigt die Männer, sich an der Förderung guter Ernährungs- und Hygienepraktiken zu beteiligen und ihre Frauen dadurch zu stärken, dass sie sich beispielsweise an Entscheidungsprozessen im Haushalt beteiligen und zur Kultivierung von Landflächen für die Nahrungsmittelproduktion beitragen. Das Happy End für das Hauptdarstellerpaar des Films zeigt, dass durch die Kommunikation des Mannes mit seiner Frau und sein Engagement für Ernährung die gesamte Familie profitieren kann.

Ähnliches wird auch in Indien in Form von Straßentheatern durchgeführt. Es wurden partizipative und gemeindebasierte Straßentheater im Distrikt Khandwa pilotiert, um Gendernormen und Stereotypen im Bereich der Ernährung und Kinderbetreuung aufzudecken und zu hinterfragen. Männer und weitere Haushaltsmitglieder werden bei solchen Straßentheatern explizit angesprochen. Zudem wurden im Rahmen eines Genderdialogs diese Themen nach der Theateraufführung mit den Zuschauenden reflektiert. So soll ein Bewusstsein der lokalen Bevölkerung zu den Auswirkungen von Gendernormen in Zusammenhang mit einer gesunden und diversifizierten Ernährung und Hygiene geschaffen werden.

Kontakt:
Wolf Berdel
Rike Riesmeier
Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung (G530)
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Wie Schulen für Männer Gleichberechtigung fördern
  Burkina Faso: Männer begleiten ihre Partnerin bei dem Besuch von Gesundheitszentren.
Burkina Faso: Männer begleiten ihre Partnerin bei dem Besuch von Gesundheitszentren.
© GIZ
Ein weiterer Ansatz sind die „Schulen für Männer“ in Burkina Faso. Diese Art von Peer-Education-Ansatz wird in ähnlicher Form auch in Malawi, Togo und Sambia umgesetzt. Der Austausch bietet Raum für Reflexion und Entscheidungsfindung zwischen von der Gemeinschaft benannten männlichen Vorbildern und anderen Männern der Dorfgemeinschaft, um diese zu ermutigen, positive Verhaltensweisen zu übernehmen. Die Mitglieder der „École des Maris“ treffen sich kontinuierlich und nehmen an Schulungen zu ausgewählten Themen teil. Gemeinsam werden „kleine durchführbare Aktionen“ festgelegt, die sich positiv auf den Haushalt auswirken, wie zum Beispiel die Beteiligung an der Ernährung der Familie, das Anlegen eines Gemüsegartens und andere Aufgaben im Haushalt, sowie die Begleitung der Partnerin bei dem Besuch von Gesundheitszentren. Ob sich diese Praktiken schlussendlich auch langfristig gefestigt haben, sollen in Zukunft quantitative Studien zeigen. Dafür wird ein Vergleich von den Indikatoren für Wissen (Ernährung, Hygiene, Produktion) und Nahrungsmittelverfügbarkeit auf Haushaltsebene zwischen Familien, die an der Aktivität teilnehmen und denen, die es nicht tun, erarbeitet.

„Father 2 Father Groups“ in Malawi ermutigen andere Männer, geschlechterbasierte Stereotype zu überdenken. Freiwillige aus der Gemeinde werden befähigt, Genderdialoge für Männer und Frauen zu moderieren, um Überzeugungen, Normen und Praktiken in Bezug auf die Rollen, Verantwortlichkeiten und Entscheidungsbefugnisse im Haushalt in Frage zu stellen. Denkmuster wie die, dass Frauen Männern unterlegen sind und dass Hausarbeit Frauenarbeit ist, sollen abgelegt werden. Die Gruppen organisieren außerdem männergeführte Kochdemonstrationen, in denen verschiedene Lebensmittel vorgestellt werden und Männer lernen, wie man Mahlzeiten zubereitet.

Kontakt:
Wolf Berdel
Rike Riesmeier
Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung (G530)
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Gendersensibilisierung durch Diskussionsgruppen
Ernährungsbildung für Männer.
Ernährungsbildung für Männer.
© GIZ
 
In Togo wird diese Art von Intervention ebenfalls pilotiert. Trainierte Männer sensibilisieren ihre Verwandten und Bekannten, insbesondere andere Männer in den Dörfern, für ernährungsbezogene Themen. Im Verlauf der Intervention hat sich jedoch gezeigt, dass diese Männer nur wenig Einfluss auf die Veränderung des Verhaltens anderer Männer hatten. Künftig wird das Projekt deshalb vermehrt lokale männliche Autoritäten einbeziehen (Chef de Village, Leader Communautaire etc.). Außerdem reichte das Angebot an Ernährungsbildung für Männer nicht für eine Verhaltensänderung aus. Seitdem wurden daher mehrtägige Sensibilisierungsveranstaltungen organisiert. Trotz der vordergründig negativ erscheinenden Entwicklungen bringen auch Verfehlungen in der Konzeption eines Ziels wichtige Erkenntnisse und sollten deshalb in die Weiterentwicklung der Maßnahmen unbedingt mit einbezogen werden. Aus Fehlschlägen können die Implementierungen modifiziert und so geschärft werden.

Auch in Sambia wurden Pilotgruppen von Männern für Männer zur Unterstützung von Verhaltensänderungen ins Leben gerufen. Gender Champions, ausgewählte und speziell trainierte Mitglieder aus den dörflichen Gemeinschaften, moderieren einmal pro Quartal Fokusgruppendiskussionen, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten und schädliche kulturelle Praktiken zu diskutieren. Es soll zur gemeinsamen Entscheidungsfindung, der Förderung des Verständnisses von Rollen und Verantwortlichkeiten und zu einer gesunden Ernährung beitragen. Außerdem erfolgt die Planung von Ernährungsbildungsmodulen auf Haushaltsebene mit Frauen und Männern, um die Beteiligung der Männer zu verbessern. Zusätzlich wurde ein Konzept für den Einsatz von Fußballspielen und anderen kulturellen Veranstaltungen auf Gemeindeebene entwickelt, um Männer für das Thema Ernährung zu interessieren.

Weiterführende Informationen:
Internetseite des Globalvorhabens Ernährungssicherung und Resilienzstärkung
Multi-country Gender Study

Kontakt:
Wolf Berdel
Rike Riesmeier
Globalvorhaben Ernährungssicherung und Resilienzstärkung (G530)
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Aktiv handeln und mitbestimmen
Bayerische Landfrauen fördern ihre Berufskolleginnen in Kenia beim Aufbau einer Interessensvertretung
Die kenianischen WoFaAK-Landfrauen treffen und vernetzen sich.
Die kenianischen WoFaAK-Landfrauen treffen und vernetzen sich.
© BBV-LIZ
 
„In Kenia werden 75 Prozent der Landarbeit von Frauen geleistet – sie haben keine Stimme, keine Vertretung. Wir brauchen eine Plattform, um unsere Rechte und Forderungen zu artikulieren und durchzusetzen“, sagt Daphne Muchai, die Mitbegründerin des kenianischen Landfrauenverbandes auf die Frage, weshalb sie einen Landfrauenverband in Kenia gegründet haben: Die Women Farmers Association of Kenya (WoFaAK).

Unter dem Dach des Globalvorhabens der Grünen Innovationszentren unterstützt seit 2017 die Bayerische Landfrauen Internationale Zusammenarbeit GmbH (BBV-LIZ) ihre kenianischen Berufskolleginnen beim Auf- und Ausbau eines Landfrauenverbandes in sieben Counties von West- und Zentralkenia. Eine Vernetzung von Praktikerinnen, die ihr Wissen teilen und ihre Erfahrungen austauschen. Im Fokus stehen breitgefächerte Schulungen beispielsweise zu Verbandsarbeit, Führung, unternehmerisches Handeln aber auch zu Themen wie Verbesserung der Ernährung und Vermeidung häuslicher Gewalt, die mit lokalen Organisationen durchgeführt werden.

Die WoFaAK wurde 2017 gegründet und offiziell registriert als eine auf freier Mitgliedschaft basierende Dachorganisation von Bäuerinnen. Bereits mehr als 166 Frauengruppen haben sich in dieser Interessensvertretung vernetzt. Der Verband setzt sich ein für die Stärkung von Bäuerinnen ein, ihre Potentiale zu entfalten und zu nutzen, damit sie den Mut haben und Möglichkeiten suchen, andere zu vertreten, ihre Meinung zu äußern und Führungspositionen zu übernehmen.

Angeregt durch das Beispiel der bayerischen Landfrauen wurden Landfrauentage eingeführt. Dabei ging es um Lobbyarbeit für die Wasserversorgung und darum, wie für Frauen die Marktanbindung ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse verbessert werden kann. Durch die Teilnahme von mehr als 900 Mitgliedern sowie Ehrengästen aus den Ministerien und Nichtregierungsorganisationen (NGO) sowie die Verbreitung über die lokalen Medien hat die WoFaAK das öffentliche Aufsehen erlangt: Die Frauen haben eine Stimme bekommen, die gehört und beachtet wird. Das gemeinsame Netzwerken, das Eintreten für die eigenen Interessen, stärkt den Zusammenhalt und fördert das Selbstbewusstsein der Frauen. Durch die erfolgreiche Lobbyarbeit und das Engagement der Ehrenamtlichen wird die WoFaAK als organisierter Verband anerkannt und von Ministerien wie auch internationalen und nationalen NGOs als Partner wahrgenommen.

Die WoFaAK Mitglieder bestätigen durch die Teilnahme an den Schulungen, eine Verbesserung ihres Einkommens und die Stärkung ihres Selbstbewusstseins. Während der Schulungseinheiten gegen häusliche Gewalt haben die Frauen erwirkt, dass auch Männer teilnehmen, um eine Veränderung zu erreichen.

Die WoFaAK trägt als wichtiger Akteur zum gendertransformativen Wandel in der ländlichen Gesellschaft bei. Damit steht sie beispielgebend für die Entwicklungskraft der Landfrauenverbände.

Weitere Informationen:
Bayerische Landfrauen Internationale Zusammenarbeit GmbH (BBV-LIZ)

Kontakt:
Elisabeth Fischer
Vorhaben: Globalvorhaben Grüne Innovationszentren in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (GIAE)

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Von der Diagnose zum Handeln
Gendertransformative Ansätze in der Praxis
Immer mehr Männer beteiligen sich aktiv am Gemüseanbau.
Immer mehr Männer beteiligen sich aktiv am Gemüseanbau.
© GIZ / Jörg Böthling
 
Gleichheit, Rechte, Gerechtigkeit, gleichberechtigter und diskriminierungsfreier Zugang zu und Kontrolle von Ressourcen, Partizipation und Repräsentation sind Schlüsselbegriffe der von der Bundesregierung lancierten feministischen Entwicklungspolitik. Nahezu identische Schwerpunkte setzt der neue OneCGIAR-Wirkungsbereich „Gleichstellung der Geschlechter, Jugend und soziale Eingliederung“. Ziel der gendertransformativen Ausrichtung: strukturelle Ungleichheiten, Ungleichbehandlung und Diskriminierung langfristig beseitigen. Konkret heißt das, über die Diagnose von Geschlechterproblemen hinauszugehen und echte Veränderungen für mehr soziale Gerechtigkeit zu unterstützen. Die fünf Gender-Spezialistinnen und Spezialisten, die als integrierte Fachkräfte an internationalen Agrarforschungszentren tätig sind, arbeiten im Rahmen verschiedener Projekte an solchen Themenstellungen. Eine von ihnen ist Nadia Guettou-Djurfeldt, die sich seit Sommer 2021 bei der Forschungsallianz Bioversity – CIAT in Nairobi, Kenia, unter anderem mit gendertransformativen Prozessen beschäftigt.

Die Arbeit von Guettou-Djurfeldt, die einen Bachelorabschluss in Human Rights und ein Masterstudium in International Development absolviert hat und mehrere Jahre für die Internationale Organisation für Migration (IOM) der Vereinten Nationen und die Welthungerhilfe tätig war, setzt auf unterschiedlichen Ebenen an. Im Vihiga County im Westen Kenias haben Guettou-Djurfeldt und ihre Kolleg*innen von der Forschungsallianz jüngst die Wirkungen eines Projektes zur Verbesserung der Ernährungsqualität von Haushalten durch die Bewirtschaftung von Küchengärten und Hühnerhaltung hinsichtlich der Rolle von Frauen untersucht. „Wir wollten wissen, ob Frauen darin gestärkt wurden, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen und danach zu handeln. Etwa die Entscheidung, ob das angebaute Gemüse im Haushalt konsumiert oder auf dem Markt verkauft wird. Und ob die Interventionen eine Transformation beziehungsweise Veränderung der Geschlechternormen bewirkt haben“, so Guettou-Djurfeldt. Sie betont, dass Empowerment von Frauen nicht allein durch Qualifizierung und Förderung von Frauen gelingt, sondern die Männer und Familien insgesamt mit einbinden muss. „Zahlreiche Männer fingen an, die Arbeit von Frauen anzuerkennen, einige erklärten auch, dass sie von ihren Frauen lernen“, fasst Guettou-Djurfeldt zusammen. Sie hat beobachtet, wie das Selbstwertgefühl der Frauen gestiegen ist: „Frauen sind sich ihrer Rechte zunehmend bewusst. Sie sehen sich zunehmend als Versorgerinnen und nicht mehr als wirtschaftlich Abhängige, insbesondere wenn sie ein eigenes Einkommen erzielen.“

Die wachsende wirtschaftliche Rolle geht mit größerer Verhandlungs- und Entscheidungsbefugnis über Haushaltsausgaben einher. Wie sich die Geschlechternormen langsam ändern, ist gut bei der Gemüseproduktion zu beobachten. Immer mehr Männer überlassen den Anbau von Gemüse nicht mehr ihren Frauen allein und beteiligen sich aktiv daran. Guettou-Djurfeldt: „Traditionell ist die Gemüseproduktion eine Frauenaufgabe, mit der Männer nicht in Verbindung gebracht werden wollen. Die stärkere Mitarbeit der Männer hilft, die zeitliche Belastung ihrer Frauen zu verringern. Die Familien haben nicht nur einen besseren Zugang zu verschiedenen Lebensmitteln. Das mit dem Gemüseanbau erzielte Einkommen und die eingesparten Ausgaben für Lebensmittel ermöglichen es den Frauen zudem, in andere unternehmerische Tätigkeiten zu investieren oder einen Teil des Einkommens für die Einstellung von Gelegenheitsarbeitern auf dem Hof zu verwenden und so die eigene Arbeitsbelastung weiter zu verringern. Noch wenig Fortschritt ist indes beim Thema Landrechte und Zugang zu Land zu verzeichnen. Entsprechend der vorherrschenden kulturellen Normen und tradierten Geschlechterrollen dürfen nur Männer Landeigentum besitzen. Selbst wenn Frauen genügend Geld hätten, um ein Stück Land zu kaufen, müsste die Eigentumsurkunde in einem monogamen Haushalt auf den Namen des Mannes lauten.

Kontakt:
Ulrich Lepel
Nadia Guettou-Djurfeldt
Fonds zur Förderung der personellen Zusammenarbeit mit Partnern der internationalen Agrarforschung (PIAF)
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Mit Leidenschaft und Geduld in der Landwirtschaft
Landwirtinnen aus Uganda, Kenia und Indien über Landrechte, Frauenpower und warum sie Männer trotzdem nicht missen wollen.
  Nakiza Shalom bei einem ihrer Mastbullen im Bezirk Buliisa im Westen Ugandas.  © Nakiza Shalom
Nakiza Shalom bei einem ihre Mastbullen im Bezirk Buliisa im Westen Ugandas.
© Nakiza Shalom
Nakiza Shalom, Uganda
Nakiza Shalom ist mit Begeisterung Landwirtin. Die 24-jährige Uganderin wuchs auf einem Bauernhof im Bezirk Buliisa im Westen des Landes auf. „Es ist Leidenschaft. Von Kindesbeinen an entwickelte ich eine Begeisterung für die Landwirtschaft. Ich liebe diese Arbeit”, erzählt sie. Sie hält auf dem Land ihres Vaters sechs Mastbullen und will sich künftig auch Ziegen anschaffen. „Mein Vater hat mir sehr mit dem Land geholfen. Wir arbeiten Hand in Hand,” berichtet sie. Irgendwann will sie ihr eigenes Stück Land haben. Sie will es als Demonstrationsfläche für Trainings von jungen Landwirtinnen nutzen. Dafür hat sie ein eigenes Start-up gegründet, das mittlerweile 100 Frauen unterstützt. Sie schulen die Bäuerinnen in betriebswirtschaftlichen Kenntnissen, Geschäftsführung und helfen ihnen bei der Anbindung an Märkte. „Wenn wir Familien und Nationen ernähren wollen, müssen wir die Frauen in der Landwirtschaft stärken“, betont Nakiza. „Wir sprechen auch mit den Ehemännern und dem Umfeld der Frauen, damit sie unterstützt und nicht missverstanden werden”, erklärt Nakiza. Schließlich habe die Gesellschaft die zentrale Rolle von Frauen in der Landwirtschaft lange ignoriert. „Es bricht mir das Herz”, sagt sie. „Das muss sich ändern”.
Bäuerin Huldah Too Chelangat, Mitglied der kenianischen Bauernorganisation KENAFF.
Bäuerin Huldah Too Chelangat, Mitglied der kenianischen Bauernorganisation KENAFF.
© GIZ / Claudia Jordan
 
Huldah Too Chelangat, Kenia
So sieht es auch die Kenianerin Huldah Too Chelangat. „In Kenia sind 75 Prozent der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft weiblich. Trotz dieses großen Beitrags haben sie nicht viel davon” erklärt die 30-jährige Bäuerin. Das liege vor allem daran, dass nur wenige Frauen in Kenia eigenes Land besäßen. „Selbst wenn sie das Land der Familie nutzen dürfen, haben sie darüber keine Entscheidungsgewalt und müssen ihren Ehemann um Erlaubnis fragen, welche Pflanzen sie wo anbauen dürfen“, erklärt Huldah. In anderen Fällen, wenn eine Frau verwitwet sei, könnten die angeheirateten Verwandten ihr das Land wegnehmen. Wenn die Frauen auf dem Papier kein Land besäßen, erhielten sie auch keinen Zugang zu Krediten. Denn dort würden die Eigentumsurkunden als Sicherheit verlangt. „Frauen in der Landwirtschaft müssen gestärkt werden, denn sie sind die wichtigsten Arbeiterinnen auf dem Land. Sie müssen ihre Rechte kennen und an politischen Entscheidungen teilhaben“, fordert Huldah. Um sich besonders für junge Landwirt*innen stark zu machen, ist Huldah als Mitglied der kenianischen Bauernorganisation KENAFF (Kenya National Farmers’ Federation) engagiert im Jugendprogramm. Dort bieten sie jungen Bäuerinnen und Bauern Trainings, Mentor*innen- und Austauschprogramme sowie Praktika an, um sich professionell weiterzuentwickeln. „Sie können sich mit erfolgreichen jungen Bäuerinnen und Bauern austauschen und sehen, dass man auch in der Landwirtschaft Karriere machen kann,“ so Huldah. Die bäuerliche Organisation hat auch einen eigenen Frauenrat aufgesetzt, der Bäuerinnen die Gelegenheit bieten soll, ihre Probleme vor den lokalen und nationalen Regierungen vorzutragen – etwa bei einem jährlichen Treffen mit dem kenianischen Landwirtschaftsminister.

Daniel Mwendah, Chief Executive Officer (CEO) von KENAFF erklärt, was dabei zur Sprache kommt: „Das Hauptproblem der Frauen in Kenia ist der Zugang zu Finanzen und Krediten.“ Ähnlich wie beim Zugang zu Land sei es auch mit dem Geld. „Wenn sie ihren Lohn abrufen wollen, müssen sie ihren Ehemann oder Vater einbeziehen“, so der Kenianer, der auch als Milchbauer tätig ist. Bis vor zehn Jahren konnte eine Frau in Kenia kein Land erben. Das habe sich zwar auf gesetzlicher Ebene geändert. „Aber es geht immer noch so weiter. Auch wenn die Frauen Land pachten wollen – die Menschen verpachten immer noch lieber an Männer“, so Daniel Mwendah.
Shamika Mone, Präsidentin des inter-kontinentalen Netzwerks organischer landwirtschaftlicher Organisationen.
Shamika Mone, Präsidentin des inter-kontinentalen Netzwerks organischer landwirtschaftlicher Organisationen.
© GIZ / Claudia Jordan
 
Shamika Mone, Indien
Geschlechtergerechtigkeit in der Landwirtschaft, aber auch in der Gesamtgesellschaft ist ein Kampf seit Generationen – auch in Indien. So beschreibt es Shamika Mone, Präsidentin des inter-kontinentalen Netzwerks organischer landwirtschaftlicher Organisationen (INOFO). „In unseren alten hinduistischen Schriften wird die Kraft des Weiblichen anerkannt. Doch mit der Zeit wurde diese Kraft nicht mehr gesehen – auch nicht in den Familien”, so die aus dem indischen Bundesstaat Maharashtra stammende Wissenschaftlerin, die sich nun in Kerala für ökologischen Landbau einsetzt. Ein Problem seien oft auch die Frauen selbst. „Wenn Frauen sich ihrer Stärken bewusst werden, können sie etwas verändern.” Natürlich gebe es jede Menge im gesellschaftlichen System, das man versuchen könne zu ändern. „Es braucht auch die Unterstützung der Männer in den Familien. Aber es muss zunächst von der Frau selbst kommen.”

Mone, die sich selbst entschied, von der Stadt aufs Land zu ziehen, um ökologische Landwirtschaft zu betreiben, hatte Glück: Ihr Ehemann hat sie sehr unterstützt. „Wenn ich reise, ist er auf unserem Hof, wenn er fort muss, bleibe ich dort”, erklärt sie. Es gebe ein Gleichgewicht zwischen beiden. „Jeder versteht seine eigenen Fähigkeiten.” Männer und Frauen müssten diese gegenseitig anerkennen. Keiner von beiden sollte die Landwirtschaft aufgeben, findet Mone. Das wäre ein echtes Problem für die Gesellschaft. Auf die Frage, was eine besondere Stärke von Frauen in der Landwirtschaft sei, antwortet sie: „Geduld. Geduld beim Aussäen, Unkraut jäten, den Prozessen nach der Ernte.” Männer hätten vielleicht andere Stärken, körperliche Kraft zum Beispiel. „Aber dass einer geduldig da sitzt und längere Zeit das gleiche macht – das habe ich noch nicht gesehen”, sagt sie und lacht.

Kontakt:
Claudia Jordan
Globalvorhaben „Stärkung bäuerlicher Organisationen für nachhaltige Agrarentwicklung“ und „Sektorvorhaben Landwirtschaft"
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Au revoir, „Nana Benz“
Interview mit GIZ-Abteilungsleiterin Christel Weller-Molongua
30 Jahre lang setzte sich GIZ-Abteilungsleiterin Christel Weller-Molongua für Frauen im ländlichen Raum ein – sei es in Westafrika oder in Honduras oder auch in ihrer Funktion als Abteilungsleiterin in der G500. Ein Interview über kleine und große Triumphe und warum Marktfrauen auch einmal einen Mercedes fahren können.
Das Gespräch führte Claudia Jordan, GIZ.
  Christel Weller-Molongua, Abteilungsleiterin für Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
Christel Weller-Molongua, Abteilungsleiterin für Ländliche Entwicklung und Agrarwirtschaft der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.
© GIZ / Jil Schütz
Frau Weller, nach über 30 Jahren in der EZ – draußen und drinnen – wie steht es um die Frauen in der ländlichen Entwicklung?
Es gab definitiv sehr viele Fortschritte. In meinen Anfängen 1989 war Frauenförderung noch ein Nischenthema. In den Projekten wurde das Thema meistens jungen Frauen, die dort nichts zu sagen hatten, anvertraut unter dem Motto: „Mach du mal ein bisschen was für die Frauen“. Diese Aktivitäten liefen neben dem eigentlichen Projektgeschehen, waren nicht integriert und wurden nicht mitgedacht. Das hat sich grundsätzlich geändert. Auch wenn es noch viel zu tun gibt, wird heute Gender mitgedacht und es gibt viele tolle Beispiele, wo die Stärkung der Frauen im Mittelpunkt steht.

Zum Beispiel?
Ein schönes strukturelles Beispiel ist die Orientierung zu gendertransformativen Ansätzen, die vom Genderteam der G500 entwickelt wurden und in allen Projekten der Abteilung umgesetzt werden. Dabei hilft eine sehr konkrete Checkliste und ich habe mich riesig gefreut, dass die G500 dafür 2022 den Genderpreis bekam. Das ist ein tolles Feedback an das Team und zeigt, dass sich das Engagement lohnt. Zentral ist dabei, dass es nicht nur darum geht, die Frauen zu erreichen, sondern dass für sie ein deutlicher Mehrwert entsteht und sie empowert werden.
Ich könnte hier auch sehr viele konkrete Beispiele aus unterschiedlichen Projekten weltweit nennen. Dabei würde eine lange Liste zustande kommen. Gerade in der Landwirtschaft, ländlichen Entwicklung und im Ernährungskontext ist klar, dass es ohne die Frauen nicht geht. In der Umsetzung ist daher sowohl der Zugang zu Ressourcen, etwa bei landwirtschaftlichen Inputs oder in der Agrarfinanzierung, das Thema Rechte, beim Zugang zu Land oder bei der Nutzung der natürlichen Ressourcen und das Thema Repräsentanz wichtig. Das fängt beim Zugang zu Wissen und Information an, geht über die Teilnahme von Frauen an Entscheidungen bis hin zur aktiven und sichtbaren Übernahme von Rollen in lokalen Organisationen.

Auf welche Widerstände sind Sie bei der Unterstützung der Frauen gestoßen?
Es gibt Widerstände vom Dorf bis in die Politik. Wir haben die erste Gesetzgebung zu Bodenrecht in Benin erarbeitet. Ich sprach immer wieder an, dass wir die Frauen hier besonders berücksichtigen müssten. Die Partner*innen in Benin beteuerten, dass dort vor dem Gesetz Männer und Frauen gleich seien. So stand es dann auch im ersten Satz des neuen Bodenrechts-Gesetzes. Aber eine jahrhundertealte Tradition, nach der Frauen in der Regel keinen Zugang zu eigenem Land haben, wird nicht durch einen Satz in einem Gesetz überwunden. Demnach hätten wir in die Regeln zur Umsetzung viel stärker einbringen müssen und auch festlegen müssen, dass Frauen etwa im Erbrecht und bei Scheidungen Zugang zu Boden haben und ihn gemeinsam mit der Familie nutzen können. Als ich Benin verließ, tat es mir im Herzen weh, zu wissen, dass nur sehr wenige Frauen einen Bodenrechtstitel bekamen. Ich war mir bewusst, dass ich hier nicht hartnäckig genug war. Heute arbeitet ein Globalvorhaben der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ aktiv weiter daran.

Welche Widerstände gab es für Frauen während Ihrer Zeit in Honduras?
Ich bleibe beim Bodenrecht, denn der Zugang zu Land für Frauen ist einfach zentral. Als ich nach Honduras kam, hatte der Hurrikan Mitch weite Landesteileverwüstet. Die ländliche Bevölkerung wurde teilweise umgesiedelt und den Familien jeweils ein bis zwei Hektar Land zugeteilt. Die Vermessung der Parzellen und Erstellung der Landrechtstitel wurde durch die GIZ unterstützt. Bei einer Zeremonie überreichten Staatsminister, Gouverneur, stellvertretende Landwirtschaftsministerin und ich rund 100 Familien die Urkunden. Der Staatsminister und die anderen lasen immer nur den Namen des Mannes vor. Als ich an der Reihe war, las ich den Namen von Mann und Frau vor. Schweigen! (Lacht) Der betreffende Mann kam vor und ich fragte ihn sehr freundlich: „Wo ist Ihre Ehefrau? Ich würde sie auch gerne begrüßen.“ Dann kam auch seine Frau und ich überreichte beiden die Urkunde. Die Menge fing an zu klatschen. Der Frau liefen die Tränen herunter. „Zum ersten Mal in meinem Leben wird mein Name öffentlich erwähnt“, sagte sie. Danach lasen alle anderen ebenfalls die Namen des Mannes und der Frau vor und es wurde sehr viel gelacht.
„Gemeinsam schauen, ob wir auf der richtigen Spur sind“. Christel Weller-Molongua mit Frauen im ländlichen Kenia.
„Gemeinsam schauen, ob wir auf der richtigen Spur sind“. Christel Weller-Molongua mit Frauen im ländlichen Kenia.
© Christel Weller-Molongua
 
Welche Rolle spielen die Frauen selbst für ihre Sichtbarkeit?
In Westafrika ist die Rolle der Frau – zwar nicht immer auf den ersten Blick – dennoch relativ stark. Viele Frauen haben ein eigenes, wenn auch kleines Einkommen, arbeiten etwa in Sparnetzwerken oder Frauengruppen in der Produktion oder Weiterverarbeitung zusammen, betreiben Kleinhandel. Das erwirtschaftete Geld wird dann meistens in die Familie investiert: Ernährung, Gesundheit, Schule. In den 90er Jahren gab es auch eine Gruppe von Frauen, die „Nana Benz“ genannt wurden, weil sie mit dem Mercedes zum Markt fuhren. Als Händlerinnen verdienen sie gutes Geld, genießen Einfluss und Respekt. Zufälligerweise fuhr ich in meiner Zeit in Westafrika auch einen alten Mercedes 200 D. Deshalb, und weil ich mich für Frauen stark machte, nannten die Frauen auch mich „Nana Benz“. In Honduras habe ich das anders beobachtet. Dort waren die Frauen im Familienkontext stark im Hintergrund. Häufig hatten sie kein eigenes Einkommen oder sie konnten nicht darüber verfügen. Das heißt, man muss soziokulturell genau hinschauen, was passiert und wo Frauen dann wirklich profitieren. Ich freue mich, dass das Thema durch die feministische Entwicklungszusammenarbeit einen starken Rückenwind bekommt. Jetzt geht es darum die richtigen Hebel zu setzen. Die 3 Rs sind dabei zentral: Ressourcen, Rechte und Repräsentanz sind die Schaltstellen.

Sie haben mal gesagt, Ihre Kindheit auf einem schwäbischen Bauernhof habe sie geprägt, die Zeit in den Partnerländern der GIZ habe Sie geformt. Inwiefern?
Geprägt war ich von einem schwäbischen Bauernhof. Ziel war es dort die Familie wirtschaftlich besser zu stellen, den Kindern eine gute Zukunft zu bieten, das heißt, alle in eine höhere Schule zu schicken. Ich hatte drei Brüder, bei denen immer alles möglich war, bis hin zum Studium. Als einziges Mädchen musste ich für alles kämpfen. Als ich in der 10. Klasse war, hieß es: „Du gehst zur Bausparkasse oder zum Finanzamt, ein Mädchen braucht kein Abitur“. Doch mein Weg führte mich zur GIZ und in zahlreiche Länder. Dort habe ich mich anfangs immer erst mal in die Dörfer begeben. Ich wollte verstehen, wie die Gesellschaften und das Zusammenleben auf dem Land funktionieren. Oft merkte ich, dass ich mein eigenes Selbstverständnis über Bord werfen musste. Armut und Reichtum wurden dort meist völlig anders definiert, als ich das erwartete. Alles konnte ich sicherlich nicht bis in die Tiefe verstehen. Eins wurde mir jedoch immer klar, Frauen haben ein enormes Potenzial, brauchen jedoch eine gute Begleitung, um dies entfalten zu können. Den Anfang macht dabei meistens die Schulbildung. Ja, aber noch kurz zur Frage, Was hat mich geformt? Fast 20 Jahre Arbeit vor Ort haben für mich verdeutlicht, dass drei Aspekte grundlegend sind: Akteur*innen, damit meine ich bewusst Frauen und Männer, vor Ort in ihrer eigenen Analyse begleiten, nicht meine Meinung überstülpen. Dann aber auch einen guten Methodenkasten haben, um partizipativ Lösungen zu entwickeln. Durch kontinuierliches Wirkungsmonitoring beobachten und gemeinsam diskutieren, ob wir auf der „richtigen Spur“ sind und gegebenenfalls gegensteuern. Nur dadurch entsteht Ownership und Nachhaltigkeit.

Für die Schulbildung von Mädchen haben Sie sich auch immer stark gemacht.
Bei meinem Besuch im Norden Benins, 13 Jahre nach Projektende, zeigte mir der Dorf-Chef ganz stolz eine Nähmaschine in seiner Hütte. „Die steht wegen dir hier“, sagte er. In der Schule waren zwei weitere Klassenzimmer angebaut worden. „Die haben wir bezahlt, weil du uns immer gesagt hast, unsere Töchter müssen ebenso zur Schule gehen wie die Jungs.“ Nach dem Schulabschluss hatte seine Tochter eine Schneiderlehre gemacht und verdiente damit nun ihr eigenes Geld.

Welche Rolle spielen die Männer also bei der Stärkung der Frauen?
Empowerment von Frauen geht nicht ohne die Männer. Die Männer müssen dabei sein und erleben, wie wertvoll die Teilhabe von Frauen ist. Nur dadurch entsteht eine nachhaltige Transformation.

Was war für Sie in ihrem Engagement für Frauen ein besonders schönes Erlebnis?
In den Projektteams und auch in jeder Nichtregierungsorganisation (NGO), mit denen wir zusammengearbeitet haben, habe ich darauf geachtet, dass Frauen dabei sind. Das wurde in den Terms verankert. Ich habe ihnen während unserer gemeinsamen Zeit Rückendeckung gegeben, habe sie unterstützt, dass sie in eine aktive und wertgeschätzte Rolle kommen, Lust haben für ihre Themen zu stehen und Führung zu übernehmen.
Zwei dieser Frauen, eine nationale Mitarbeiterin der GIZ und eine Mitarbeiterin einer NGO haben tolle Karrieren gemacht. Die eine ist jetzt Direktorin des Sekretariats UN Forests in Nairobi, die andere Vize-Umweltministerin in Benin. Ich bin begeistert von diesem Ergebnis. Das zeigt, dass Empowerment von Frauen funktioniert.

Angesichts der aktuellen Krisen rund um Ernährung, Inflation und Energie – fällt es Ihnen leicht zu gehen oder macht es Sie auch ein Stück weit unruhig?
Es fällt mir leicht zu gehen. Ich freue mich, jetzt in eine andere Lebensphase einzutreten. Ich habe immer sehr viel und sehr gern gearbeitet. Arbeit war für mich keine Last, sondern eine Lust. Ich habe für die Themen gebrannt und brenne auch weiter für sie. Aber künftig werde ich mich eben im privaten Kontext Nachhaltigkeits-, Gender- und Integrationsthemen widmen. Ich weiß, dass in meinem Team, und überhaupt bei der GIZ und in anderen Organisationen super viele gute Leute sind, die diese Themen aktiv und mit viel Power weitertragen werden.
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  Informationen aus Abteilung / KC und Projekten  
 
Engaging men as allies for a journey of transformation
Gender transformative approach in SENU
Participatory theatre approach.
Participatory theatre approach.
© GIZ India / SENU
 
SENU implements a nutrition-sensitive integrated approach linking nutrition education with a multisectoral Community Nutrition Garden (CNGs) initiative which aims at improving the dietary diversity of women of reproductive age (15-49 years) and young children (6-23 months) in four districts in Madhya Pradesh (MP) and two districts in Maharashtra (MH), India. A gender-transformative approach in SENU addresses attitudes and perceptions of gender roles and stereotypes at individual, family and community level. It focuses on men as allies and women empowerment at the core where men and other family members take an active role in family nutrition, childcare and growing nutritious food. An integrated approach is applied by mainstreaming gender in all project activities along with systematic and participatory community theatre approach showcasing positive role models, followed up with community discussion and gender trainings to raise awareness and reflect on gender roles, division of work and responsibilities for child nutrition and care.

The Nutrition-Participatory Learning Approach (N-PLA) modules and tools have traditionally targeted women to improve their knowledge on maternal and child nutrition. They have been revised to include participation opportunities for men and other household members e.g., by addressing father’s roles and responsibilities in maternal and child nutrition with targeted messages. Community meetings have been redesigned with innovative games for men to “be on stage. Further, through a comprehensive campaign focusing on #MenCare using street art and participatory and community-based street theatres, the project promotes parents as a team and highlights their joint responsibility of child-care and nutrition.

The project also focuses on economic empowerment and livelihood of women by mobilising them to be part of Self-Help Groups that maintain Community Nutrition Gardens. These groups provide alliances/peer to peer network support along with income generation through selling/processing of surplus produce. Furthermore, the project builds capacity of field executives and self-help group women through Gender Makes Nutrition Sense trainings to sensitize and reflect on division of workload, gender roles and responsibilities for child nutrition, childcare and food production.

Links:
https://snrd-asia.org/wp-content/uploads/2022/03/GIZ_RESEARCH-BRIEF_2_2022_Gender-transformative-approach_FINAL.pdf
https://snrd-asia.org/wp-content/uploads/2022/11/SENU-SBC-Strategy.pdf
https://snrd-asia.org/wp-content/uploads/2023/01/GIZ_RESEARCH-BRIEF_4_2022_SBC_FINAL.pdf

Contact:
Avani Verma
Securing Nutrition, Enhancing Resilience (SENU) project, India
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Novel applications for enabling Gender Transformative Change within the Rural Communities
How to effectively implement gender transformative approaches in the context of SME development?
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© GIZ
 
The SME Business Training and Coaching Loop (SME Loop) was designed to boost employment and local entrepreneurship in rural areas. From 2015 to date, the SME Loop has been successfully implemented in over 15 countries resulting in increased employment and business growth of more than 7.000 SMEs.

Yet the gender gap remains a challenge for women business owners particularly in developing their individual entrepreneurial skills. Outdated social norms continue to marginalise women in pursuing business development. Women are often constrained by societal expectations such as childcare and householding related responsibilities. These challenges led to the further development of the SME Loop to systemically stimulate gender transformative change. The Gender Transformative Business and Coaching Loop (GTA Loop) was created to enable a gender transformative context as it relates to the reality of entrepreneurs.

How can you work as a project with the GTA Loop? There are two key approaches for introducing the GTA Loop: the GTA Compass and the Gender Quotient. Both resources are concretely described in the brand-new Gender Transformative Application Guidelines.

The GTA loop was developed to work in conjunction with the SME Loop. However, it also works alongside other gender-transformative approaches. The GTA loop offers a holistic approach for enabling gender empowerment which includes practitioners, local partners, and entrepreneurs.

Together with the strategic partner for the exchange and the supported roll-out of the approach, the SME Loop Association e.V., we have drawn on the experiences of international master coaches to develop the Gender Wise Coaching Programme.
This is a first step in building competencies for the GTA Loop.

The objective of the GTA Loop is to accelerate and further advance the implementation of gender transformative approaches in rural communities.

To find out how you can use the GTA Loop and become part of the growing Community of Practice contact Ralf Barthelmes and Sebastian Reichert. If you are interested in the Gender Transformative Application Guidelines, contact them as well.

Contact:
Ralf Barthelmes
Sebastian Reichert
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Gender-transformativer Wandel – Warum Gender im Unternehmenskontext wichtig ist
Gender makes Business Sense (GmBS) ist ein praxisnaher Ansatz zur Kapazitätsentwicklung für Agrarunternehmer*innen, bei dem unternehmerische Aspekte mit der Förderung von Geschlechtergerechtigkeit in der lokalen Wirtschaft kombiniert werden. Der Ansatz wurde gemeinsam von den beiden Projekten „Berufsbildungsvorhaben für Frauen“ (ATVET4W) und „Beschäftigung für nachhaltige Entwicklung in Afrika“ (E4D) entwickelt und pilotiert. Im Sommer 2021 kam das Globalvorhaben der Grünen Innovationszentrum zu dem Duo dazu und ermöglichte damit, dass Gender makes Business Sense in Kenia, Malawi, Togo und Burkina Faso großflächig eingeführt werden konnte.

GmBS hat sich zum Ziel gesetzt, etwas Grundlegendes daran zu ändern, dass Frauen in Afrika weiterhin mit strukturellen und soziokulturellen Ungleichheiten konfrontiert sind. Lokale Machtverhältnisse werden systematisch angegangen, indem Verhaltensänderungen auf Ebene der teilnehmenden Unternehmen, der lokalen (Wirtschafts-) communities und politischen Vertreter*innen gefördert werden. Im Fokus stehen jedoch die Unternehmer*innen (Agripreneure). Durch Schulungen und Begleitung erfahren sie, wie sie Geschäftsentscheidungen treffen, die unternehmerisch sinnvoll sind und gleichzeitig zu mehr Geschlechtergerechtigkeit führen können.

Die Förderung von GmBS durch die Grünen Innovationszentren begann im Juli 2021 und endete im Oktober 2022. In dieser Zeit nahmen insgesamt 1.759 Agrarunternehmer*innen an dem Programm teil, wovon mehr als 70 Prozent weiblich waren. Auswertungen verschiedener Kennwerte wie die Beschäftigungssituation, Einkommen und betriebswirtschaftliche Indikatoren zeigen, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede abgenommen haben und damit die Benachteiligung von Frauen reduziert wurde. Zur längerfristigen und nachhaltigen Verstärkung der Wirkungen wurden in den vier Ländern insgesamt 44 Partnerinstitutionen, 15 Mastertrainer*innen, 172 Fasziliator*innen und 161 Mentor*innen ausgebildet. Damit ist eine solide Grundlage geschaffen, dass GmBS auch zukünftig weitergeführt und verbreitet wird. Auf Nachfrage bestätigen Partnerinstitutionen aus allen vier Ländern, dass der Ansatz stark nachgefragt ist und auch weiter umgesetzt wird.

Weitere Informationen:
Gender makes Business Sense! | AUDA-NEPAD
Gender Makes Business Sense in Kenya - SNRD Africa (snrd-africa.net)

Kontakt:
Hanna Linnemann
Ralf Barthelmes
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Resiliente Bauernhöfe in Kenia: Ernährungssicherheit bedingt Stärkung von Frauen
  Lydia Kendi beim Ernten im Gewächshaus der Gruppe.
Lydia Kendi beim Ernten im Gewächshaus der Gruppe.
© GIZ
Ende 2022 fiel in Kenia zum fünften Mal die Regenzeit aus und führte zur schlimmsten Dürre seit 40 Jahren. Die Landwirt*innen im Land trifft es hart, 98 Prozent von ihnen sind zur Deckung ihres Nahrungsmittelbedarfs und zur Einkommenserzielung auf den Regenfeldbau angewiesen. Das gilt auch für Frauen in West Pokot, im Nordwesten Kenias. Sie haben oft kein formelles Einkommen und sind dadurch anfällig für sich ändernde klimatische Bedingungen. Um resilienter zu werden, schlossen sich Lydia Kendi und fünfzehn weitere Frauen im Jahre 2011 in Kibichbich, West Pokot, zu der Frauengruppe „Ewan Kiror“ zusammen. Unter der Leitung von Lydia erwarb die Frauengruppe ein Gewächshaus, um darin die geringen Wasserressourcen optimal nutzen zu können.

In dem Gewächshaus bewässerte die Frauengruppe manuell Tomaten und Paprika, die sie für kommerzielle Zwecke anpflanzten. Die Frauen mussten in täglichen Schichten zu zweit oder zu dritt arbeiten, um die Pflanzen zu bewässern. Dies hinderte sie daran, sich auf ihren eigenen Höfen und auf dem Markt zu betätigen. Außerdem war es nicht möglich, die von den Pflanzen benötigte Wassermenge genau zu messen, was zu einer Überbewässerung sowie zu Schädlings- und Krankheitsbefall führte. Trotz dieser Herausforderungen ernteten und verkauften Lydia und ihre Gruppe in jedem Erntezyklus Erzeugnisse im Wert von 50.000 KES (Kenia-Schilling) und konnten Ausgaben für andere Lebensmittel decken.

Im Jahr 2021 erfuhr Lydia von der Innovation FarmShield, welche unter anderem die Gewächshausbewässerung automatisiert. Diese Internet-of-Things (IoT)-Technologie der kenianischen Firma Synnefa erkennt den Bewässerungsbedarf einer Pflanze über Sensoren in der Nähe der Wurzeln und gibt anschließend eine präzise Wassermenge ab. So wurde FarmShield im Gewächshaus installiert und bewässerte täglich mit einem geringeren Wasserverbrauch die Pflanzen. Durch die neue Technologie waren die Frauen entlastet und hatten nun Zeit für andere gewinnbringende Tätigkeiten.

Auch die Einnahmen aus den Gewächshäusern waren dank der präzisen Bewässerung deutlich gestiegen. Im Jahre 2022 erzielte die Frauengruppe „Ewan Kiror“ Einnahmen von 200.000 KES und diversifizierte durch den Anbau von Chili ihre Produkte. Diese Einnahmen wurden in drei Zelte und 157 Stühle investiert, die nun für Veranstaltungen im Dorf vermietet werden. Darüber hinaus können die Frauen auf ihren Höfen nun eigene landwirtschaftliche Aktivitäten starten.

Lydia und ihre Gruppenmitglieder gehören zu den über 2.000 Landwirt*innen in Kenia, die von wasser- und arbeitssparenden Innovationen wie der FarmShield-Technologie profitieren. Zur Verbreitung und Nutzung der Technologie unterstützt das Projekt Water and Energy for Food (WE4F) Synnefa und andere Innovatoren mit ergebnisorientierter Finanzierung und Beratung zur Unternehmensentwicklung.

Link: Synnefa - Water and Energy for Food Grand Challenge (we4f.org)

Kontakt:
Sarah Njeru
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Awareness raising – the basis for women’s inclusion in community work and decision-making
Awareness raising on gender roles and CFR management.
Awareness raising on gender roles and CFR management.
© Chheav Chankrisna
 
Under the BMZ special initiative ‘Transformation of Agricultural and Food Systems’, the project on Sustainable Aquaculture and Community Fish Refuge Management (SAFR) has as one of its priorities to encourage the active participation of women in decision-making at the community level.

To have women participate in the project activities actively, the project faces two main challenges, one internal, one external, showing women struggle to perform their duties on Community Fish Refuge (CFR) Management Committees: 1) internally, women don’t have enough time, and have low or no educational background, and 2) externally, the traditional view is that positions on CFR Management Committees is not appropriate for women. To mitigate these challenges, the project consistently works to raise the awareness among CFR Management Committee members and the broader community on gender roles and to minimize the negative perception toward women handling community work.

“I must admit that I did not know much about the importance of having women join the (CFR Management) Committee. After I received training on gender roles and I better understand, I realize that women are as important as men in doing community work. So, my male colleagues and I work together and support the female CFR Management Committee members to perform their jobs” Mr. Ly Peng Chhoun, CFR Chief – Boeng Khangek Ngout.

Women themselves express that they are interested in taking part in community development work. At the same time, they say that they have limited time available and are afraid that they could not do much to help the community. They feel inferior to men in terms of capacity and worry they may not be accepted by the community.

“As a woman, I know that not only me, but other women in the community also feel proud to work for the community provided that the society accepts and supports us in decision-making positions. After several elderly people from the community approached my husband and suggested he encourage me to become a candidate, I decided to play a more active role in community development and stand as a candidate for a position on our CFR Management Committee.” Ms. Sokh Samart, a woman CFR Management Committee member from Boeng Khangek Ngout.

The results of these efforts by the project to promote women into community management positions has seen 22 women (25.6%) elected to the available 86 CFR Management Committee positions at 10 target CFRs. The project is continuing to support and promote awareness on gender roles and hopes to see at least 40% of women elected to CFR Management Committee positions. It is important to recognize and emphasize that it is not only about increasing the number of women in management and decision-making positions but also that these women play active roles and receive concrete support from men and the wider communities.

Contact:
Samonn Mith
Project on Sustainable Aquaculture and Community Fish Refuge Management (SAFR)
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INATrace: Ein Schritt in Richtung „bridging the Digital Gender Gap“
INATrace wurde von Frauen inspiriert.
INATrace wurde von Frauen inspiriert.
© GIZ / INATrace
 
In der digitalen Welt werden, ähnlich wie in der physischen Welt, die meisten Anwendungen; Apps, Programme von Männern designed und auch programmiert. Die digitale Welt ist oft von Männern für Männer gestaltet – sie gehen deshalb oft an den Bedürfnissen von Frauen vorbei. Dadurch entsteht gerade im Bereich Digitalisierung eine große Kluft. Verstärkt wird der sogenannten Digital Gender Gap durch Unterschiede im Zugang zu digitalen Geräten, Technologien und Internet zwischen Männern und Frauen. Mit dem Rückverfolgbarkeitssystem INATrace der Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA) ist eine digitale Lösung entstanden, welche insbesondere die Bedürfnisse von Nutzerinnen berücksichtigt

INATrace ist damit ein Novum in vielen Aspekten. INATrace ist nicht nur als quelloffene Lösung entwickelt, deren Code für alle frei zugänglich ist. Vor allem unterscheidet sich INATrace von anderen digitalen Lösungen dadurch, dass die Anwendung von Frauen inspiriert wurde und deren direkte Erfahrungen als Nutzerinnen in die Gestaltung der Lösung eingeflossen sind. Design-with-the-User ist eines der Principles for Development. Die Weiterentwicklung der Anwendung wird in Form von Workshops mit den Nutzerinnen der Rwanda Smallholder Specialty Coffee Company (RWASHOSCCO), einer Kaffeekooperative mit Fokus auf Frauen, umgesetzt. In diesen Workshops werden die Erfahrungen der Frauen in der Anwendung des Tools ausgewertet und fließen in die Weiterentwicklung ein.

Weitere Informationen finden sich bei INA in Ruanda: Digitale Rückverfolgbarkeit für Frauenkaffee.

Mehr Infos zu INATrace: https://www.nachhaltige-agrarlieferketten.org/in-der-praxis/inatrace

Für Fragen und Auskünfte steht das INA-Team unter ina@giz.de jederzeit zur Verfügung.

Kontakt:
Anna Kühnel
Programm Nachhaltige Agrarlieferketten und Standards (NAS)
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Afrika-Strategie im Podcast
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© GIZ
Die neue Afrika-Strategie des Bundesentwicklungsministeriums beleuchten Lara Heinz (INA) und Jann-Jakob Loos im Podcast „Vom Feld ins Regal“. Im Gespräch mit Olawunmi Ola-Busari, Analystin im Südafrika-Büro der entwicklungspolitischen Organisation ONE, und Robin Walter, Agrarreferent des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, stellen sie die wesentlichen Leitlinien für die Neuausrichtung der Afrika-Politik unter Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze vor. Auch in weiteren Folgen des Podcasts beschäftigen sich Lara Heinz und Jann-Jakob Loos mit Themen der Entwicklungszusammenarbeit und des nachhaltigen Konsums – zu finden auf Spotify, Apple Podcasts und Amazon Music.

Spotify-Link: Vom Feld ins Regal | Podcast on Spotify

Kontakt:
Lara Heinz
Programm Nachhaltige Agrarlieferketten und Standards (NAS)
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Stärkung der Rolle von Frauen in der naturnahen Fischzucht
Fortbildung von Frauen in der naturnahen Fischzucht.
Fortbildung von Frauen in der naturnahen Fischzucht.
© ICCSPL
 
Fortbildung von Frauen in der naturnahen Fischzucht.
Fortbildung von Frauen in der naturnahen Fischzucht.
© ICCSPL

Das GIZ-Projekt „Sustainable Aquaculture for Food and Livelihood (SAFAL)“ im Rahmen des globalen Programms „Nachhaltige Fischerei und Aquakultur“ zielt darauf ab, die nachhaltige Produktion von Fisch und das Einkommen der Akteur*innen in der Fischwertschöpfungskette zu steigern. Dafür werden Fischproduzent*innen in ausgewählten Distrikten der Bundesstaaten Assam und Odisha in nachhaltigen Aquakultur-Techniken und Betriebswirtschaft fortgebildet.

Die traditionelle Fischzucht ist in Assam weit verbreitet und leistet einen wichtigen Beitrag zum Einkommen und der Ernährung der Familien in ländlichen Raum. Frauen sind oft sehr in die hauseigene Fischzucht eingebunden und organisieren sich mehr und mehr in Produzentinnengruppen, um ihre Produkte gemeinsam und rentabler zu vermarkten. Diese Gruppen werden von SAFAL besonders durch die Fortbildungen gefördert.

Um die hohe Qualität ihrer natürlich produzierten Fische zu kennzeichnen und damit ihren Wert zu steigern, wird eine Zertifizierung der lokalen Produktion angestrebt. Die indische Regierung hat als kostengünstiges und gleichzeitig vertrauensvolles Zertifizierungsverfahren das „Participiatory Guarantee System (PGS)“ entwickelt, das auf einem Peer-Review und Cluster-Bewertungssystem beruht. Bislang können mit PGS jedoch nur pflanzliche Produkte zertifiziert werden. Durch die Kooperation von SAFAL und PGS wird Fisch in den Standard aufgenommen, und erstmalig wird eine nachhaltige Fischproduktion unter dem PGS zertifizierbar.

Die frauengeführte Produzentinnengruppe „Pragati Producer Group“ arbeitet als eine der ersten Einheiten in dem neuen System eng mit ihrem Partner ICCSPL zusammen daran, Verantwortlichkeiten, Kontrollverfahren und Transparenz der Zertifizierung sicherzustellen. Nach Durchlaufen des Zulassungsverfahren kann die „Pragati Producer Group“ ihren Fisch als nachhaltig zertifiziertes Produkt in Assam anbieten. Die Zertifizierung verbessert nicht nur die wirtschaftliche Situation der Frauen, sondern ist auch ein deutliches Signal für die agrarökologische Transformation des Sektors, die den Konsument*innen aus der Region die bessere Qualität des naturnah produzierten Fischs belegt.

Kontakt:
Jeherul Islam
Globalvorhaben Nachhaltige Fischerei und Aquakultur
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Forschung zu Geschlechtergleichstellung und Inklusion für die Resilienz von Ernährungssystemen
Frauen stehen im Mittelpunkt der Initiative CGIAR HER+.
Frauen stehen im Mittelpunkt der Initiative CGIAR HER+.
© Chris de Bode / CGIAR
 
Die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen, Jugendlichen und anderen marginalisierten Gruppen ist für gerechte, produktive und nachhaltige Ernährungssysteme von entscheidender Bedeutung. Durch Forschung und Innovation will die Globale Forschungspartnerschaft für eine ernährungssichere Zukunft, kurz CGIAR, diese Herausforderungen angehen.

In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen stellen Frauen im Durchschnitt 43 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte, doch ihr Zugang zu Ressourcen, Rechten und Dienstleistungen ist begrenzt, was den dem Wohlstand für alle entgegensteht. Geschlechtsspezifische und soziale Ungleichheiten sind tief in den globalen Ernährungssystemen verwurzelt. Die COVID-19-Krise macht viele der jüngsten Erfolge bei der Gleichstellung der Geschlechter zunichte. Während die zunehmenden Folgen des Klimawandels Frauen unverhältnismäßig stark schadet, berücksichtigen zahlreiche landwirtschaftliche Innovationen zur Förderung der Klima-Resilienz die spezifischen Bedürfnisse von Frauen und marginalisierten Gruppen nicht angemessen.

Der Fonds Förderung Internationale Agrarforschung (FIA) unterstützt die Multigeber-Initiativen der CGIAR finanziell, berät die strategische Umsetzung und vernetzt die Initiativen mit verschiedenen Partnern, unter anderem GIZ-Projekte, für eine effektive und inklusive Skalierung der Innovationen. FIA organisiert eine Webinar Reihe „Initiative Insights“, um die Arbeit der Initiativen GIZ-Kolleg*innen näher zu bringen und Kooperation zu fördern. Am 07.02. 2023 wurden die CGIAR HER+ Initiative und die GENDER Plattform vorgestellt.

Was leisten die CGIAR HER+ Initiative und die CGIAR Impact Plattform und warum lohnt sich deren Förderung?
„Gender Equality“ (HER+) ist eine dreijährige Initiative, mit innovativer Forschung zu gendertransformativen Ansätzen und geschlechtersensiblen Interventionen. HER+ arbeitet in sechs Schwerpunktländern: Äthiopien, Malawi, Nigeria, Tansania, Bangladesch und Indien. Zusammen mit Partnern stärkt sie die Klimaresilienz von Frauen und Männern in ländlichen Gebieten. Zu den Partnern gehören Berufsständische Organisationen, Regierungen und nationale Behörden, die Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen, sowie UN-Organisationen und der Privatsektor.

Mit ihrer Forschung liefert HER+ strategische Analysen und Erkenntnisse, die von die CGIAR GENDER Plattform aufgegriffen werden. Die Plattform fasst Forschungsergebnisse zu den Themen Gender, soziale Inklusion und Klima-Resilienz Initiativen übergreifend zusammen und gibt eine strategische Ausrichtung für aktuelle und zukünftige CGIAR Forschung. Durch Beratung und Expertenbereitstellung unterstützt die GENDER Plattform das gesamte CGIAR-System bei der Umsetzung von Gender(-transformativen) und inklusiven Maßnahmen zur nachhaltigen Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme.

Habt ihr weitere Fragen oder möchtet euch persönlich zu den Themen austauschen?

Meldet euch gern bei Hanna Ewell oder direkt bei der Leiterin der GENDER Impact Area Plattform Nicoline de Haan.

Kontakt:
Hanna Ewell
Fonds Förderung Internationale Agrarforschung
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Breaking the stereotypes of women in fish farming
Successful fish farming requires knowledge.
Successful fish farming requires knowledge.
© Jason Mulikita
 
Marvis Chisanga is a 57-year widow and lives in Kani Village of Kawambwa District in Luapula province. She is a mother of one child, with six grandchildren who stay with her as dependents. Her income mainly comes from agricultural activities, such as livestock rearing (chicken and goats) as well as from crop farming.

In the past Ms. Chisanga has also tried her hand in aquaculture with a small fishpond measuring 10m x 10m. This attempt was not very successful, due to technical challenges she faced on fish farming, low returns and the local belief that fish farming is not an activity for women. As a result, she abandoned fish farming in 2021, focusing on more rewarding and socially acceptable activities.

In January 2022 Ms. Chisanga enrolled into one of the Fish for Food Security projects’ trainings, despite her previous disappointing experience. Through the interactive pond-side trainings, Ms. Chisanga, learned how to manage her ponds more effectively and about local women succeeding in aquaculture. After diligently following the trainings, she decided to give fish farming another try with renewed motivation, knowledge and skills. She took a leap of faith in the learned methods by enlarging her small pond to four times its original size, from 100 m2 to a pond of 400 m2, and sufficiently stocking it with fingerlings.

After successfully restarting fish farming, Ms. Chisanga could not only feed herself and her dependents with the final annual harvest in December 2022 but sold 20 kgs of table size fish. Beyond this she had a regular source of food and income throughout the year, as she was applying the intermittent harvest technique taught by the project, bringing the total harvested fish for the year to more than 30 kg.

Intermittent harvesting is of a distinct advantage to farmers, enabling the regular harvesting of smaller fish during the cycle and helping to avoid overcrowding of the ponds. These small amounts of young and growing fish were crucial to Ms. Chisanga, as they supplemented the family meals with essential healthy animal protein. This availability of fish is particularly important for Ms. Chisanga’s family as they can eat fish more frequently now. After this first successful year Ms. Chisanga is thoroughly convinced of the financial and nutritional advantages of fish farming. Through her experience Ms. Chisanga has become one of the few successful female fish farmers in her village and breaks the stereotype of fish farming being a men’s activity only. What’s more, she plans to expand her fish farming business by increasing the size of her fishpond once more.

Contact:
Carl Huchzermeyer
Fish for Food Security (F4F) in Zambia Project
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  Veranstaltungshinweise  
 
INA-Lunchbreak: Gender in Agrarlieferketten, 5. Mai 2023, 12:00-13:00 Uhr, digital
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© GIZ
 
Im Rahmen der monatlichen Veranstaltungsreihe „Vom Gesetzbuch in die Agrarlieferkette: Umsetzung von Sorgfaltspflichten in die Praxis“ zeigt die Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten (INA), wie Frauenförderung für Unternehmen machbar wird. Wir präsentieren einen Überblick zur Bedeutung von gendertransformativen Ansätzen in Agrarlieferketten. Ebenso liefern wir einige zentrale Fragestellungen für Unternehmen, um das Thema Gender in ihrer Arbeit mit Akteur*innen in der Lieferkette gezielt angehen zu können. Das deutsche Textilunternehmen VERDONNA, Sieger des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2022, wird einen Einblick in ihre Zusammenarbeit mit peruanischen Frauen in der Alpaka-Textilproduktion geben.

Mehr Informationen zur INA-Lunchbreak und den Link zur Anmeldung finden sich hier: INA-Lunchbreak.
Für Fragen und Auskünfte steht das INA-Team jederzeit zur Verfügung.

Kontakt:
ina@giz.de
Initiative für nachhaltige Agrarlieferketten
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