14.06.2018
Bezahlen per Smartphone: digitaler Wandel in Jordanien
Bargeld einzahlen oder Rechnungen bezahlen: In Jordanien geht das per App – und beim Friseur. Das hilft besonders den im Land lebenden Flüchtlingen und den – häufig armen – Jordaniern ohne Bankkonto.
Bildbeschreibung: Eine GIZ-Mitarbeiterin zeigt einer Frau in Amman die Finanz-App.
Mousa Sughayer ist Friseur – und seit kurzem Finanzdienstleister. „Für 300 Menschen aus meiner Nachbarschaft habe ich schon ein Konto eröffnet, meine älteste Kundin ist 73 Jahre alt. JoMoPay ist für mich der Anfang des digitalen Wandels in Jordanien.“
JoMoPay steht für Jordan Mobile Payment und ermöglicht als internationales Vorreiterprojekt seit kurzem Überweisungen, Geldtransfers oder das Bezahlen von Rechnungen per Smartphone-App. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH begleitet die Einführung von JoMoPay seit 2015. Im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) berät sie unter anderem die jordanische Zentralbank, organisiert Informationskampagnen und hat eine Entwicklungspartnerschaft mit einem Finanzapp-Anbieter geschlossen.
Sughayer ist einer von rund 350 so genannten Agenten, deren Netzwerk mit Unterstützung der GIZ aufgebaut und geschult wurde. In seinem Friseursalon kann man jetzt ein Finanzapp-Konto eröffnen, Bargeld abheben oder Guthaben einzahlen und dann digital ausgeben.
Zum einen profitieren davon einkommensschwache Jordanier. Die Finanzapp des Entwicklungspartners DINARAK hat bereits rund 77.000 Kunden. Denn etwa die Hälfte der Menschen im Land hat kein Bankkonto, wickeln Geldgeschäfte mit Bargeld ab und waren bisher auf Geldboten wie etwa Bus- oder Taxifahrer angewiesen.
Zum anderen arbeitet die GIZ daran, dass auch nach Jordanien geflüchtete Menschen ihre Geldgeschäfte sicher und kostengünstig per App abwickeln können. Für syrische Flüchtlinge ist die Eröffnung eines Bankkontos in Jordanien derzeit fast unmöglich, gerade sie sind aber häufig auf Geldtransfers von Verwandten angewiesen. Experten des Bundesunternehmens beraten die jordanische Nationalbank, damit zukünftig via Smartphone grenzüberschreitende Überweisungen – zum Beispiel aus den Golfstaaten – möglich sind und gleichzeitig Verbraucherschutz, Regulierung oder Anti-Geldwäsche-Maßnahmen sichergestellt sind.
Mousa Sughayer ist bereits überzeugt: „Noch vor einem Jahr musste ich meinen Laden für mehrere Stunden schließen, um Rechnungen an verschiedenen Orten in der Stadt zu bezahlen. Durch JoMoPay spare ich diese Zeit, auch weil das System einfach zu bedienen ist. Ich bin begeistert und erzähle jedem meiner Kunden davon, während ich ihre Haare schneide oder sie rasiere.“