Weltweit geht immer mehr fruchtbarer Boden verloren. Die Erde „verwüstet“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat schwerwiegende Konsequenzen für die Welternährung und das Klima. Die GIZ setzt auf Prävention: Nachhaltiges Landmanagement kann der Wüstenbildung entgegenwirken.
“Früher konnten wir von unserem Land leben, doch dann versauerten die Böden und verödeten. Am Ende war gar nichts mehr zu ernten“, erzählt Meseret Teshome. Wenn der äthiopische Kleinbauer jedoch heute auf sein Feld schaut, sieht er wieder saftiges Grün und Leben – von Ödnis keine Spur. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat ihn darin geschult, seinen Boden wieder fruchtbar zu machen. Anstatt nur Mineraldünger zu nutzen, bewirtschaftet er sein Feld jetzt mit nachhaltigen Anbaumethoden. Die Erfolge überzeugten ihn schnell: „Wir sahen, wie unser Land plötzlich wieder produktiv wurde.“
Doch gesunde Böden und ertragreiche Ernten werden weltweit knapper. Jedes Jahr geht fruchtbarer Boden verloren, eine Fläche so groß wie ein Drittel von Deutschland. Wenn Bäuerinnen und Bauern mineralische Dünger einseitig einsetzen oder ihre Felder zu intensiv nutzen, ohne ausreichend organische Substanz in den Boden zurückzuführen, nimmt die organische Masse im Boden – der Humus – immer weiter ab. Dabei ist dieser besonders wichtig für die Bodengesundheit. Der Klimawandel verstärkt den Effekt: Lange Dürren, kurze, starke Regenfälle und Staubstürme schädigen den Boden und machen ihn unfruchtbar. „Wenn das passiert, spricht man von Desertifikation oder Wüstenbildung“, erklärt Juliane Wiesenhütter, Projektleiterin und Bodenexpertin bei der GIZ.
Grund zum Leben
Am schlimmsten betroffen sind die Trockengebiete in Asien, Afrika und Lateinamerika. Mehr als zwei Drittel dieser besonders wasserarmen Regionen könnten in den nächsten zwei Jahren zu Wüste werden. Das ist etwa ein Viertel der Landoberfläche der Erde. Für die 2,5 Milliarden Menschen in diesen Gebieten ist das eine Katastrophe, denn viele leben vom Ackerbau: Ihre Felder sichern ihre Ernährung und Existenz.
Deswegen arbeitet die GIZ im Auftrag des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) in mehreren Ländern – etwa Äthiopien, Benin und Indien – daran, Boden zu erhalten oder aufzubauen. Seit 2014 konnten über 350.000 Hektar Boden in sieben Ländern geschützt oder wiederhergestellt werden. Das entspricht ungefähr der Größe Mallorcas. Der äthiopische Kleinbauer Meseret Tehsome ist einer von 1,4 Millionen Menschen, die davon profitieren. Denn der gesunde Boden bringt deutlich höhere Erträge. Im Schnitt können Bäuerinnen und Bauern fast die Hälfte mehr ernten als zuvor.
Bäuerinnen und Bauern lernen, wie sie die organische Masse im Boden erhöhen und mit Nährstoffen wie Stickstoff, Kalium und Phosphor anreichern können. Das passiert zum Beispiel durch den Einsatz von speziellem Saatgut, Kalk und organischem Dünger, wie in Teshomes Fall. Oder durch geschickte Fruchtfolgen wie bei der Maisbäuerin Madinatou Garba aus Benin: In Trainings der GIZ lernte sie, wie und wann sie die Hülsenfrucht Mucuna auf ihrem Feld pflanzen kann, um ihre Maiserträge zu steigern. „Wie in den Schulungen empfohlen, habe ich auf meiner Parzelle Mucuna gepflanzt und danach Mais angebaut. Dadurch habe ich 50 Säcke Mais geerntet statt wie früher nur zwölf“, erzählt sie von ihrem Erfolg. Rund 280.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern haben an solchen oder ähnlichen Trainings teilgenommen.
„Bodenschutz ist auch Klimaschutz“
Doch Böden sind nicht nur die Grundlage unserer Ernährung, sie sind nach den Ozeanen der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Welt – und damit von besonderer Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel. Unser Boden speichert mehr Kohlenstoff als alle Wälder der Welt und die Erdatmosphäre zusammen. Allerdings können das nur gesunde Böden. Jeder Hektar Boden, der sich in Wüste verwandelt, ist also ein doppelter Verlust.
Deswegen erprobt die GIZ Praktiken, die Bodenschutz und Klimaschutz verbinden. Eine Möglichkeit dafür ist Kohle. Das klingt zunächst widersprüchlich: Kohle als Klimaretter? Gemeint ist Biokohle, zum Beispiel aus Pflanzenresten. In Burkina Faso zeigt die GIZ Bäuerinnen, wie sie die Pflanzenreste unter geringer Sauerstoffzufuhr verkohlen können. Die dabei entstehende Biokohle enthält den Kohlenstoff, den die Pflanzen zuvor aus der Luft aufgenommen haben. Wenn die Bäuerinnen die Biokohle in den Boden einbringen, verbessert das nicht nur die Bodengesundheit, sondern bindet Kohlenstoff dort auch langfristig - eine Win-win-Situation. Deswegen arbeitet die GIZ daran, die Nutzung von Biokohle auch in anderen Regionen zu verbreiten.
Das Potenzial ist groß: Eine nachhaltigere Bodennutzung könnte bis zu 20 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen ausgleichen. Juliane Wiesenhütter bringt es auf den Punkt: „Bodenschutz ist auch Klimaschutz!“
Stand: Juni 2021