Fidschi und weitere Inselstaaten im Pazifik müssen sich an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen. Die Region ist von stärkeren tropischen Wirbelstürmen, längeren Dürreperioden und vor allem dem steigenden Meeresspiegel betroffen. Die 15 Regierungen der pazifischen Gemeinschaft begegnen den Herausforderungen zum Beispiel mit der Umsiedlung von Dörfern, dem Ausbau erneuerbarer Energien oder einem besseren Katastrophenschutz.
Gletscher auf Grönland und in der Antarktis schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Überschwemmungen nehmen zu – das sind konkrete Folgen des Klimawandels. Die Einwohner der Pazifikstaaten sind besonders schwer betroffen – wie zum Beispiel die 100 Bewohner des Dorfes Narikoso auf der Insel Ono, die zu Fidschi gehört. Familien in dem Küstenort, in dem bereits einige Häuser täglich vom Wasser umspült werden, müssen ihr Dorf verlassen und auf einer Anhöhe ganz von vorn anfangen.
Seit 2011 unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH die 15 Regierungen der pazifischen Gemeinschaft auf verschiedenen Wegen dabei, sich besser auf die Folgen des Klimawandels einzustellen. Auftraggeber des Projekts sind die Europäische Union und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Steigender Meeresspiegel: Neuanfang in Fidschi
Gemeinsam mit der fidschianischen Regierung, regionalen Partnern und den betroffenen Menschen hat die GIZ zum Beispiel Umsiedlungsrichtlinien entwickelt – ein Novum für die Region. Die Erfahrungen mit dem Pilotdorf Narikoso sind extrem wertvoll für zukünftige klimabedingte Umsiedlungen in der Region: Allein in Fidschi wurden rund 40 Gemeinden identifiziert, die wegen der Überschwemmungsgefahr umgesiedelt werden sollten.
In Narikoso werden die ersten Umsiedlungen geplant: 2019 werden sieben neue Häuser 150 Meter entfernt vom alten Dorf errichtet. So bleibt die Gemeinde erhalten und die Häuser sind vor dem steigenden Meeresspiegel geschützt. Die Häuser werden an die Wasserversorgung angeschlossen und durch Solar Panelsmit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt. Doch die Bewohner Narikosos benötigen nicht nur ein Dach über dem Kopf – sie brauchen auch weiterhin eine Lebensgrundlage. Deshalb unterstützt das Projekt die Menschen zum Beispiel dabei, hitzeverträgliche Obst- und Gemüsesorten anzubauen und so die Nahrungsmittelproduktion an die geänderten klimatischen Verhältnisse anzupassen. Darüber hinaus kümmert sich das Projekt um den Küstenschutz: Mangroven werden angepflanzt, die das Abtragen von Land und Boden verhindern. Das dient dem Schutz von 20 Familien in Narikoso, deren Häuser noch nicht direkt vom steigenden Meeresspiegel bedroht sind.
Die Umsiedlungen haben Pilotcharakter und leisten Grundlagenarbeit nicht nur für Fidschi, sondern die gesamte pazifische Region, in der mehr als zehn Millionen Menschen leben.
Erneuerbare Energien statt fossiler Brennstoffe
Die pazifischen Inselstaaten wollen auch ihren eigenen Beitrag zum Klimawandel verringern und deswegen auf eine nachhaltige Energieerzeugung setzen – bisher sind die Staaten auf fossile Brennstoffe angewiesen. Die Salomonen etwa wollen bis 2020 die Hälfte ihres Energiebedarfs durch erneuerbare Energien abdecken und gleichzeitig die Strominfrastruktur ausbauen.
Insgesamt neun Pazifikstaaten unterstützt die GIZ beim Ausbau der erneuerbaren Energien. In Papua-Neuguinea zum Beispiel werden Dorfkliniken mit netzunabhängigen Solaranlagen ausgestattet. Dadurch können Kühlschränke für Medizin und Blutkonserven zuverlässig betrieben werden – eine große Verbesserung in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Bis Ende 2020 sollen in den neun Staaten mehr als 60 Solar- und Biogasanlagen rund 8.500 Menschen mit „grüner“ Energie versorgen.
Smartphone-Apps für den Notfall
Die Insel Vanuatu ist besonders stark von Wirbelstürmen bedroht. Deshalb entwickelt die GIZ gemeinsam mit den Vereinten Nationen und weiteren Partnern verschiedene Smartphone-Apps, die helfen, sich besser für Katastrophen zu wappnen. Zufälligerweise kurz vor dem schwersten Wirbelsturm in der Geschichte Vanuatus im Jahr 2015 erhielten beispielsweise 70.000 Handy-Nutzer Informationen darüber, wie sie ihre Ernten und ihr Vieh besser vor Stürmen und Fluten schützen können – ein Wissen, von dem die Menschen in der Notsituation direkt profitieren konnten.
Mit Hilfe einer weiteren App konnten die Menschen direkt nach dem Sturm die Behörden schnell über ihre Lage – etwa, ob sie ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt sind oder wie viel Getreide auf den Feldern zerstört wurde – informieren. 108.000 Einwohnern auf 22 Inseln konnte so gezielt geholfen werden. Die Smartphone-Anwendungen werden derzeit weiterentwickelt und kamen zuletzt nach dem Wirbelsturm Donna im Mai 2017 in abgelegenen Teilen des Inselstaates zum Einsatz.
Stand: Dezember 2018