Soziale Entwicklung: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Die GIZ unterstützt Länder in Subsahara-Afrika bei der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie und fördert den Aufbau widerstandsfähiger Gesundheitssysteme.

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Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Seit mehreren Jahren unterstützt die GIZ Entwicklungsländer in der Pandemievorsorge. Auf dieser Grundlage setzt sie nun schnelle und effiziente Sofortmaßnahmen um, die in Ländern mit fragilem Gesundheitssystem die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen.

Das Zentralkrankenhaus in der malawischen Hauptstadt Lilongwe hat wieder eine einsatzbereite Quarantänestation und ist für die Coronavirus-Pandemie gerüstet: 18 Betten in Zimmern mit eigenen Toilettenräumen. Einst als Bereich für Leprakranke genutzt, war die Station marode und seit Jahren außer Betrieb. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und das Rote Kreuz Malawi renovierten das Gebäude. „Wir haben mit dem Gesundheitsministerium daran gearbeitet, dass im ganzen Land Behandlungszentren zur Verfügung stehen“, sagt GIZ-Experte Paul Dielemans. Er koordiniert die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie im Rahmen des malawisch-deutschen Gesundheitsprogramms. „Die Isolierstation liegt perfekt“, ergänzt Dielemans, „etwas abseits, aber in direkter Nähe des Krankenhauses. Zukünftig kann sie als Behandlungszentrum für verschiedenste Krankheitsausbrüche genutzt werden.“

Schnelle Lösungen mit nachhaltiger Wirkung – diese Maxime gilt bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie mehr denn je. Länder in Subsahara-Afrika sind aufgrund häufig fragiler Gesundheitssysteme besonders gefährdet. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die GIZ seit Jahren die Stärkung der Gesundheitssysteme und die Pandemievorsorge in Entwicklungs- und Schwellenländern weltweit. Das BMZ hat sofort auf die Ausbreitung der Lungenkrankheit COVID-19 reagiert und in einem ersten Schritt 13,6 Millionen Euro  bereitgestellt, damit die Gesundheitsvorhaben der GIZ in mehreren Ländern lokal angepasst zur Eindämmung beitragen.

Woran es am meisten fehlt

Malawi ist hierfür nur ein Beispiel. Insgesamt profitieren hier 5,5 Millionen Menschen von Corona-Sofortmaßnahmen. „Wir sind flexibel und antworten auf die Bedarfe der Distrikte“, sagt der Projektleiter des malawisch-deutschen Gesundheitsprogramms Kai Straehler-Pohl. „Einerseits setzen wir unsere bisherige Arbeit fort, andererseits passen wir unsere Aktivitäten an die neuen Herausforderungen an. Eigentlich liegt der Schwerpunkt des Projekts darauf, die Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen zu verbessern.“ Nun bereitet das Team zudem Krankenhäuser auf die Behandlung von COVID-19-Erkrankten vor, wodurch drei Millionen Menschen Zugang zu einer besseren medizinischen Versorgung haben. Manchmal gehört wie beim Distriktkrankenhaus Dedza dazu, die Wasserversorgung wiederherzustellen, um so grundlegende Hygienemaßnahmen wie Händewaschen mit Seife zu gewährleisten. Im Betrieb liefert die GIZ dann, woran es lokal am meisten fehlt: Gesundheitsfachkräfte in vorbeugender Isolation bekommen Verpflegung, alte Fahrzeuge werden repariert und in der Kontaktnachverfolgung eingesetzt und Mitarbeiter*innen der Krankenhäuser erhalten Schutzausrüstung.

Um Erkrankte richtig zu behandeln und Infektionsketten zu unterbrechen, sei es zudem zentral, Gesundheitspersonal zu schulen, erklärt Dielemans. Beispielsweise lernen schnelle Einsatzteams, mit Verdachtsfällen umzugehen. In anderen Schulungen mit dem Roten Kreuz Malawi erfahren die Teilnehmer*innen ganz praktische Abläufe: Wer ist ein COVID-19-Verdachtsfall und muss isoliert werden, wer wird getestet und wer muss akut behandelt werden? Gemeinsam mit der lokalen Nichtregierungsorganisation Story Workshop Educational Trust vermittelt die GIZ auch, wie Kontakte von Infizierten nachverfolgt und Ansteckungen vermieden werden. Dazu berät sie etwa Distriktregierungen und lokal einflussreiche Personen wie Pfarrer*innen, Dorfvorsteher*innen und Leiter*innen von Kooperativen, wie diese der Bevölkerung erklären, wie gefährlich das Virus ist und sich jede und jeder schützen kann. Das geschieht auch auf unterhaltsame Art: Theatergruppen führen Aufklärungsstücke auf. Auch per Radio kommen die Informationen direkt zu den Menschen.

Besser vorbereitet auf hochinfektiöse Krankheiten

Das alles lässt sich auch deshalb so schnell umsetzen, weil die GIZ  aufgrund der vertrauensvollen langjährigen Zusammenarbeit mit Ministerien vor Ort die Bedarfe kennt und auf ein umfassendes Partnernetzwerk zurückgreifen kann. Im Auftrag des BMZ ist das malawisch-deutsche Gesundheitsprogramm seit 2004 aktiv – und wurde zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ausgeweitet. Ähnliches gilt für die Gesundheitsprojekte in Äthiopien, Kamerun und Togo sowie die Kooperationen zur Pandemievorsorge mit der Ostafrikanischen Gemeinschaft und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS). Ein grundlegendes Ziel ist, dass die Länder besser auf hochinfektiöse Krankheiten vorbereitet sind. Deshalb konnte die GIZ jetzt von der allgemeinen Vorbeugung umgehend zur Bewältigung der konkreten Krise übergehen.

Ein Beispiel dafür ist das digitale Krankheitsüberwachungssystem mit dem Namen SORMAS, das in Nigeria und Ghana angewendet wird. Bereits seit Februar erfasst das 2014 entwickelte System auch COVID-19. Es funktioniert auch auf Mobiltelefonen und erleichtert besonders in Regionen mit schwacher Infrastruktur die Kontrolle von Infektionen. (Mehr dazu lesen Sie hier.)  Die Ausweitung von SORMAS ist Teil eines Regionalvorhabens der GIZ: Seit 2016 fördert es im Auftrag des BMZ und seit 2019 kofinanziert von der EU die Pandemievorsorge der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft auf regionaler und nationaler Ebene. Als Sofortmaßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie unterstützt die GIZ unter anderem die Westafrikanische Gesundheitsorganisation dabei, Schutzausrüstungen und -material für die 15 ECOWAS-Mitgliedsländer bereitzustellen und organisiert mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Guinea, Liberia, Nigeria, Sierra Leone und Togo Schulungen zu Risikokommunikation, Fallerkennung und -management sowie Infektionsprävention und -kontrolle. Projektleiterin Sabine Ablefoni fasst es so zusammen: „COVID-19 hat nicht geändert, was wir tun. Im Gegenteil: Es zeigt allen Beteiligten nur, wie relevant es ist.

 

Stand: Mai 2020

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