14.03.2024
Justiz in Lateinamerika: Mehr Schutz und Rechte für Frauen und Mädchen
Mit Trainings Vorurteile bei Polizei, Gerichten und Behörden abbauen: So erhalten Betroffene von sexualisierter und geschlechtsbasierter Gewalt Unterstützung.
In Lateinamerika erlebt im Durchschnitt jede dritte Frau körperliche oder sexualisierte Gewalt. Gleichzeitig werden 95 Prozent der zur Anzeige gebrachten Täter*innen nie verurteilt. Ein Grund dafür sind Unwissen und Diskriminierung in der Justiz. Um gegenzusteuern, schult die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Auswärtigen Amts Gerichte, Staatsanwaltschaft und Polizei in Lateinamerika und der Karibik.
Betroffene von Beginn an schützen
Astrid Bosch hat das Training mitentwickelt und verantwortet die Maßnahme. „Behörden haben zum Beispiel oft nicht im Blick, dass Opfer gerade dann Schutz benötigen, wenn sie Anzeige erstatten. Viele trauen sich das aus Angst gar nicht erst,” sagt sie. Mit einem speziellen Protokoll achtet das Personal darauf, behutsam mit Betroffenen umzugehen und gleichzeitig wichtige Beweise zu sichern, bevor diese verloren gehen. Ein Gericht prüft vor Verfahrensbeginn, ob erneut Gewalt droht. Bei Bedarf verfügt es, dass die Täter*innen sich den Betroffenen nicht nähern dürfen. In anderen Fällen werden die Opfer direkt an einen sicheren Ort gebracht.
Programme, die neue Gewalt verhindern
Rund 1.000 Justizbeamt*innen in 14 Ländern haben bisher am Training teilgenommen – beispielsweise in Mexiko, Ecuador und Chile. Eine von ihnen ist die chilenische Staatsanwältin Alejandra Brito. Der Kurs habe ihr geholfen, „die Geschlechterperspektive im gesamten Prozess mitzudenken – von der Anzeige bis zur Resozialisierung nach einer Verurteilung.“
Denn das Training zielt nicht nur darauf ab, Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen effektiver strafrechtlich zu verfolgen. „Es geht im Training auch darum, gute Resozialisierungsprogramme aufzusetzen, damit die Verurteilten nicht wieder gewalttätig werden“, sagt Bosch. Darin erlernen sie unter anderem, Andere zu respektieren und sich in sie hineinzuversetzen. Mit solchen Programmen beugen Justiz und Behörden neue Gewalt vor.